Wie gesagt, die ganzen Mischformen haben ihre Daseinsberechtigung, keine Frage.
Dazu kommt, dass diese Diskussion durchaus philosophischen Charakter hat, aber das find ich dennoch recht interessant.
Ich verneine auch nicht, dass ein Rockerbrett einfacher zu fahren ist und unter gewissen Umständen weniger in die Beine geht. Ganz klar, Talabfahrt am nachmittag ist in der Regel kein Spass. Früher bin ich bedingungslos immer runter, mittlerweile setzt ich mich einfach in die Gondel.
Der Knackpunkt liegt mMn darin, dass Neueinsteigern oder Leuten, die sich bisher wenig Gedanken um ihr Brett gemacht haben, idR zu Rocker/Hybrid geraten wird....idR fallen da die von dir genannten Punkte....Kraftaufwand, Fehlertoleranz usw.
Jetzt ist es aber doch so, dass heutzutage die (Verleih)boards für Anfänger idR keine Camberbretter sind. D.h., die Leute kennen das nicht. Und noch einmal, für Anfänger schadet es sicher nicht.
Aber selbst derjenige, welcher nur 1-2 mal in den Schnee fährt im Jahr, selbst derjenige will sich ja weiterentwickeln. Bleiben wir dabei, dass keine Ambitionen Richtung Park, " Frontcountry" oder Touren vorhanden sind.....dann wird man zu 99% auf Pisten unterwegs sein und bei Neuschnee mal eine "Skiroute" nehmen oder rechts und links bisschen Schneepflug spielen.
Wenn so jemand dann bei Rocker/Hybrid bleibt, ist seiner Entwicklung mMn. eine materielle Grenze gesetzt , sprich er fährt mit angezogener Handbremse (weniger auf Speed als allgemein bezogen).
Die Leute landen nicht im Krankenhaus, weil das Camberbrett sie an den Baum fährt, sondern weil sie selbst Fehler machen. Und grade da sehe ich ein ach so einfaches und fehlerverzeihendes Brett eher als potentielle "Gefahr"....denn wenn das Brett mehr zulässt, als es sich vom eigenen Können her empfiehlt, dann wird es mitunter schmerzhaft.
Das 95% der Leute keine Racecarver brauchen, steht außer Frage. Nur bestimmt weder der vermeintliche (denn nur weil es drauf steht, ist das ja noch lange kein wirkliches Höllengerät) Racecarver, noch das relativ harte Camberbrett bestimmen die Geschwindigkeit oder wie hart man pusht. Das macht derjenige, welcher draufsteht.
Insofern sind mir persönlich Snowboarder lieber, denn wenn die nicht anwenden können, was das Brett verspricht, dann liegen sie nach 5 m spätestens auf der Schnauze.....der gemeine Stockträger kommt im Schuss noch ein gutes Stück weiter und wird weit schneller, bevor es ihn und im Zweifelsfall andere zerlegt.
Ich bin der Ansicht, dass man es nicht übertreiben soll mit den ganzen Helferlein....im Übrigen auch, was deine Analogie zum Automobil angeht. Am Ende ist der Fahrer derjenige, welcher die Kontrolle hat und wenn er dank zig "Erfindungen", die ihm das Leben leichter machen, nie gefordert ist, wird er, wenn es wirklich mal drauf ankommt, versagen....er musste ja bisher die Grenzen nicht selbst erfahren und meistern.
Denn wenn man den ganzen Firlefanz mal abzieht....es bleibt eine Bindung übrig und ein Brett mit gewachstem Belag samt Stahlkanten. Was damit geht und was nicht, bestimmt derjenige,der draufsteht.
Und aus Erfahrung kann ich nur sagen: ich hab 96 Spaß gehabt, ich hab 2006 Spaß gehabt und ich hab 2016 Spaß (sofern Frau Holle endlich mal ihre Arbeit macht). 2016 ist es nur verdammt kompliziert geworden, was die Materialauswahl angeht....natürlich ist es schön, dass nun wieder Powderbretter und Swallowtails erhältlich sind (wenn die nicht nur so teuer wären und siehe Punkt Frau Holle).....aber irgendwie fand ich das damals mit weniger Auswahl auch in Ordnung....es hat ja genauso funktioniert und Spass gemacht.
Ergänzend: du schreibst von "mehr Möglichkeiten und Freiheiten"...was heißt das konkret?
Und ich schau mal, dass ich mir diese Saison so ein Mischbrett ausleihe....fraglich halt, ob die das Wooden oder Apikal 167xxw in der Rockerversion da haben, denn alle anderen Bigfootbretter sind mWn Camber.....170er Skunk Ape HP werden sie bestimmt nicht haben als Test/Leihboard.