Die Skifahrer breiten sich aus wie eine Plage über die Alpenregion..
Aber let's begin at the beginning:
Als ich vor 20 Jahren mit dem Snowboarden anfing, war der Sport in meiner Region noch nicht so verbreitet, aber immer mehr im Kommen.
Die "coolen" wollten alle Snowboarden (weil's zweifellos cooler ist als Skifahren) und so bildete sich auch bei uns langsam eine "Szene".
Natürlich gab's auch da haufenweise von den "Gangstern", "Skatern", etc. und auch in der Szene gab's viele komische Gestalten (die "Kulsten" vom Pausenhof halt).
Vor ca. 10 Jahren wechselte ich nach Saas-Fee (weil man im Berner Oberland 1 Stunde an der Gondel und dann jeweils 10-30 Minuten am Sessel anstehen musste, und in Saas-Fee wartet man nie - ausser 30min bei der Talstation an Silvester/Ostern) und kam in Kontakt mit der "Szene".
Der Park wurde tagelang von einer Gruppe von Snowboardern belagert, deren Zusammensetzung ständig änderte. (Man hatte aber den Eindruck, dass immer mindestens einer dort war )
- Wenn jemand in die Pipe, über die Kicker, Rails, etc. wollte, gab er ein Handzeichen und alle respektierten das. Keiner fuhr dem jemals in seinen Run rein.
- Wenn ein Jüngling, oder ein Neuzukömmling dazustiess und sich schwertat mit einem Sprung, dann waren alle Snowboarder sofort hilfsbereit und geizten nicht mit Tipps und Tricks, damit der Neue sich auch verbessern konnte.
- Skifahrer verirrten sich nur ganz selten in den Park.
- Man hat sich gegenseitig Mut gemacht, Gelobt, konstruktive Kritik gegeben, etc.
Zeitsprung zu ca 2012:
- Der Schlepper wurde abgebaut, sodass man nicht mehr schnell zum Start des Parks hochfahren konnte.
- Als direkte Folge wanderten viele der Stamm-Boarder ab.
- Der Park wurde mehr und mehr vernachlässigt, wird ja nicht mehr gebraucht.
- Kaum mehr Snowboarder fuhren nach Saas-Fee, da der Park dort nichts mehr taugte.
Vor wenigen Jahren fing dann der Trend zurück zum Skifahren Fuss. Jemand hatte die tolle Idee, Skier zu bauen, die durch ein gekrümmtes Tail das Rückwärtsfahren erleichtern. (Von den total bekloppten, extrabreiten "Powder-Pommes" fange ich gar nicht erst an! )
Das brachte eine ganze Menge ziemlich talentierter "Freeskier" zum Vorschein, die ihre - zugegebenermassen sehr beeindruckenden - Tricks auf rails und kickern zum Besten gaben.
Im gleichen Zeitraum begann sich auch die Gopro wie ein Lauffeuer auszubreiten (heute hat jeder Rotzlöffel ne Gopro am Helm..) und Social Media wurden zum wichtigsten Mass für Sozialkompetenz gewählt.
Das Klischee, Skifahrer seien egoistische Arschlöcher, mag weiterhin nur ein Klischee sein, aber die "Ausnahmen" werden von Mal zu Mal seltener.
Let's take a look then:
- Ich habe in den vergangenen vier Tagen gerade mal ZWEI Skifahrer im Park getroffen, die sich "den alten Regeln entsprechend" verhielten, das waren zwei Amerikaner kids um die 15 Jahre alt. (und die nervten sich auch über die anderen Skifahrer)
- Alle anderen, aller Altersgruppen, aber ganz besonders "junge Eltern" mit "Kindern", verhielten sich wie die grössten Ärsche am Berg. Während du auf der Rampe wartest um ein paar Kicker (kleine, vlt 2-3m Sprünge) zu fahren, kommen nonstop Kinder auf Pommes angerast, fahren an dir vorbei oder stechen seitlich in den Park rein, nur um total beschissen über die Kicker zu hopsen und die Anfahrt im Stemmbogen zu zerstören.
- Papa und Mama schauen zu und ermutigen ihre Kinder gar noch dazu, diese simplen Formen des Respekts zu ignorieren.
- Als es noch eine Pipe gab, war die jeweils unfahrbar, weil die Kinder auch davor nicht halt machten und mit ihren Skiern auf halber Höhe durchschabten..
Wir haben das über Silvester wieder mal lange diskutiert (nüchtern!) und kamen zum Schluss, dass die Gesellschaft vor die Hunde geht..
Der Mensch (insbesondere Stadtmensch) ist zum egozentrischen Selbstinszenierer verkommen, der nur noch seinen eigenen Fortschritt und seine eigene Präsentation im Kopf hat.
Im Park kann gar keine "Gesellschaft" mehr existieren, weil durch gegenseitigen Respekt und Hilfeleistung würden andere "besser" werden und man hätte weniger "Fame" für sich selbst..
Einerseits tragen Social Media und Gopro da eine grosse Mitschuld, weil die Leute dazu ermutigt werden, sich selber zu inszenieren. Andererseits war Skifahren schon immer viel mehr ein "Egosport" als das Snowboarden. (Ich fuhr selber fast 10 Jahre lang Ski)
Nun wo viele Leute vom Brett zurück auf die Pommes umgestiegen sind, sich nur noch auf die Selbstinszenierung fokussieren, oder gänzlich dem Sport den Rücken zugedreht haben, ist die "Szene" tot.
Ich habe auch den Eindruck, dass dieses Problem durch die stetig steigenden Preise verschärft wurde, weil nur noch Städter und Kids aus reichen Familien sich den Wintersport leisten können und diejenigen, die weniger mit "Social Media" und "Statussymbolen" generell aufgewachsen sind, kommen nicht mehr in die Berge.
Auf der Piste läuft's übrigens genau gleich.. (aber das war schon immer so..)
FIS-Regel: "Jeder Skifahrer und Snowboarder muss es vermeiden, sich ohne Not an engen oder unübersichtlichen Stellen einer Abfahrt aufzuhalten."
Vergiss es!
Die Skifahrer verhalten sich wie verdammte Schafe und halten immer mitten auf einem schmalen Weg an, oder noch lieber bei einer Weggabelung, wo sie dir das Abbiegen verunmöglichen. (Stimmt, inmitten der paar hundert Skifahrer über Silvester waren auch 3 Snowboarder, die sich mitten auf die Strasse setzten!)
FIS-Regel: "Jeder Skifahrer und Snowboarder, der in eine Skiabfahrt einfahren, nach einem Halt wieder anfahren oder hangaufwärts schwingen oder fahren will, muss sich nach oben und unten vergewissern, dass er dies ohne Gefahr für sich und andere tun kann."
- Der Snowboarder hat einen ziemlich grossen toten Winkel, nämlich im Rücken (also auf der rechten Seite beim Goofy-Fahrer, respektive links beim Regular-Rider). Daher muss man besonders vorsichtig sein, wenn man in einen Pistenhang einfahren will, dreht sich extra um, um zu schauen, ob von oben jemand kommt.
- Im seltenen Fall, dass ein Skifahrer wirklich am Rand gehalten hat (meistens stoppen sie nämlich völlig unerwartet mitten auf der Piste), braucht er nur den Kopf um 90° in eine Richtung drehen, um zu sehen, ob jemand von oben heranfährt (von unten kommt selten einer).
Vergiss es, 95% aller Skifahrer werden einfach knallhart lospreschen und dir vor die Nase fahren!
Ich liebe das Snowboarden, aber mein Puls ist jeweils auf 180, sei das wegen Adrenalin (Vermeiden von Zusammenstössen mit blinden Wildschweinen auf Pommes) oder weil ich mich dermassen aufrege und so richtig geniessen kann ich den Sport dann leider nicht. (Ich hoffe, dass ich Weihnachten 2017 wieder nach Japan kann..)
Natürlich ist's ausserhalb von Feiertagen nicht ganz so schlimm, da dann sehr viel weniger Leute am Berg sind und man mehr Platz hat, aber diese Wochenenden werden immer seltener im Berufsleben..
Fertig gemotzt, aber das musste ich jetzt loswerden!
Ist die Situation bei euch auch so?
Habt ihr noch eine "Szene", wo Respekt und "Zusammen" weiterhin gelebt werden?