Rossignol XV Magtek

  • In den Kleinanzeigen fiel mir ein 2014er Rossignol XV 163 ins Auge für nur 235€.
    Nachdem ich mir die Reviews und Tests des 2014er und 2017er Modells angesehen hatte, stellte ich fest, dass Rossignol seit 2014 lediglich die Grafik an dem Board geändert hat, aber nichts an der Technik. Da ein neues aktuelles XV um die 500€ kostet habe ich zugeschlagen. Ich bekam es vor ca. 1 Woche in sehr gutem Zustand, Kanten geschliffen und Belag gewachst.


    Das Board hat zwischen den Bindungen eine ca. 7mm hohe Camberspannung ca. 70cm lang. Die effektive Kantenlänge beträgt ca. 106cm.
    An jedem Ende des Camber befinden sich ca. 18cm Rocker bis zu den äußeren Kontaktpunkten an Tip und Tail.
    Nose Breite ca. 30cm, Waist 25.5cm, Tail Breite ca. 29cm also 1cm Taper
    Sidecut Radius 8.7m
    Minimum Stance 50cm, Maximum Stance 62cm, Setback 3cm
    Flexangaben des Herstellers (10 ist hart): 11 in der Nose, 10 zwischen den Bindungen, 9 im Tail, für mich fühlt es sich eher nach 9 Nose, 10 in der Mitte, und 8 im Tail an.
    Die Magnetraction ist extrem ausgeprägt zumindest an der mittleren Welle ca. 2mm hoch an jeder Seite. Die beiden Wellen danach sind kleiner und mehr Wellen sehe ich nicht.


    Tag 1: Chamonix Les grands Montets und La Balme mit ca. 50cm Neuschnee und weiche bis griffige präparierte Pisten


    Weiche Piste präp. Neuschnee: Direkt nach dem ersten Anschnallen erschrickt man fast vor dem steifen Flex. Dann fährt man los und es fühlt sich sehr stabil an und trotzdem sehr wendig. Die Kantenwechsel gelingen mit nur geringer Entlastung. Das Board läuft stabil geradeaus wenn es soll und es macht sehr enge Kurven wenn gewünscht und beides nahezu mühelos. Es fühlt sich nicht total locked in an, sogar etwas lose (wegen den leicht angehobenen Kanten? Roller) Switch fühlt es sich direkter und mehr locked in an, wahrscheinlich wegen den 3cm Setback und dem Taper, aber es ist auch switch erstaunlich gut fahrbar.


    Weicher ca. 40cm Neuschnee, gelegentlich ca. 2mm Firn drauf, manchmal Schneewehen ca. 60cm tief. Die Nose hebt sich schon bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten aus dem lockeren Tiefschnee und sobald sie raussieht, beschleunigt das Board deutlich. Durch Firn schneidet die Nose auch mühelos Ich bin noch nie ein Board gefahren das sich im Tiefschnee so leicht steuern lässt. Bei anderen Boards musste ich bisher immer Hoch und Tiefbewegungen machen um eine Kurve einzuleiten, beim XV genügt es die Schultern in die gewünschte Richtung zu drehen ohne Hochtiefbewegung. Mit Hochtiefbewegung übersteuert man das XV und macht zu viel, so dass man nochmal korrigieren muss. Nur durch Vorrotation lassen sich engste Kurven in kürzester Zeit steuern.


    Tag 2: Flegere/Brevent mit immer weicher und schwerer werdenden zerfahrenen Schnee:
    Sidehits sind mit dem Board wahnsinnig spaßig, selbst die richtig steilen hohen Pistenränder kann man einfach hochheizen ohne Angst zu haben, dass sich die Nose verfängt. Die Landungen auf dem Tail sind sehr stabil, da es nicht einfach wegflutscht oder wischt. Carven auf der Piste geht wahnsinnig gut und es sind extrem enge Radien damit möglich. Das Board reisst tiefe Rinnen in die griffige Piste. Das 163er XV fühlt sich wendiger an als mein 161er T.Rice eher wie ein 154er Board


    Meine Wertung:
    Stabilität: 9, 10 im Switch und Tiefschnee
    Verzeihend: 4, verzeiht wenig fehler aber es fühlt sich nicht wirklich zickig an wie ein Custom X oder wie ein C3BTX manchmal
    Kantengriff: 9 bis 10 hatte keine harten Stellen
    Drehfreudigkeit/Agilität: 7 auf Piste, 8 Switch, 10 im Tiefschnee
    Pop: 8, sehr steif, Tail taugt gut für Ollies
    Landungen: 10
    Auftrieb: 10
    Gewicht: für 163 erstaunlich leicht (Microcell Einlagen, Aramaid und Basaltfasern)


    mein Fazit: Sehr spaßiges Board, wahnsinnig wendig vor allem im Tiefschnee. Nicht abschrecken lassen von dem harten Flex und der Länge des XV. Ich würde sogar gerne das 167er nehmen statt das 163er. Nach 2 Tagen hatte ich mich gut an das Board gewöhnt und wenn man danach auf ein 150er Flex 5 Hybridcamber steigt fühlt sich das wie ein labbriges Kinderspielzeug an. Buttern auf dem XV ist echt schwierig.

  • Hi Snowboardguru,


    danke erst einmal für den detaillierten Bericht.
    Ich selbst bin gerade am schwanken ob für mich das 163 oder 167 besser ist.
    Bin 1,79m groß und wiege ca. 73kg.


    Du schreibst ja, du würdest sogar eher zum 167 tendieren.
    Liegst du denn in meiner Größe/Gewichtsklasse?


    Fahre normalerweise ein 1,54 Parkboard.


    Danke und Gruß,
    Tobi

  • Ich bin mit Ausrüstung eher bei etwa 90kg bei 170cm und fahre normalerweise auch 154er Freestyle oder Allmountain Freestyle Boards wenn unter 20cm Neuschnee liegen.


    Wenn du viel Tiefschnee fährst würde ich dir trotzdem zum 167 raten. Das 163er lenkt sich so einfach im Tiefschnee. Auf zerfahrener buckliger Piste ist das 163er auch relativ wendig, lies sich super rumzirkeln ohne Probleme und kein bischen zickig. Wenn man doch nicht um einen Buckel rum kommt, bügelt es ziemlich gut drüber.

  • Ich denke mit Kleider und Ausrüstung bin ich auch so bei 90kg. Habe mir das Board hauptsächlich für eine einwöchige Norwegentour gekauft. Also von daher nur Backcountry und keine Piste. Ich glaube dann probiere ich das 167 einfach mal bei einer Probetour. Bin sehr gespannt. Bisher gab es zu dem Board ja fast nur gute Feedbacks.

  • Auch mir ist das Rossignol XV vor einigen Jahren über die Kleinanzeigen zugelaufen. Bislang habe ich noch keinen Fahrbericht zum XV geschrieben. Das möchte ich jetzt gerne nachholen.


    Ich habe auch noch das ältere XV mit der Wellenkante und fahre es mit meinen Ride Insano Boots und der Rome Cleaver Bindung. Das Board ist ein Hybridcamber mit einer harten Nose und einem weichen Tail.


    Das Board bewege ich meist erst am Ende der Saison, wenn ich gut eingefahren und einigermaßen reaktionsschnell bin, denn das XV will präzise gesteuert und nicht unkonzentriert gedriftet werden.


    Gefahren bin ich das Board zuletzt auf gefrorenen Morning-Groomers die sich bei +10°C über den Tag rasch von griffig bis sulzig entwickelten. Behandelt man das Board mit seinem speziellen Flex Pattern dabei richtig, ist es sehr spritzig und wendig. Der entscheidende „Trick“ ist ein wohldosierter Weight-Schift über das hintere Bein. Mit dem richtigen Timing lädt man das Tail dadurch am Kurvenausgang wie eine Blattfeder auf. Dadurch zieht man nicht nur die Kurve am Ende enger, sondern bekommt zur Belohnung auch einen ordentlichen Rebound-Effekt der den Fahrer mit einem schönen Snap in die nächste Kurve katapultiert. Man hebt dabei teilweise sogar leicht ab. Voraussetzung ist ein aktives Fahren, die Gewichtsverlagerung über das weiche Tail, ein exaktes Timing und genug Grip im Schnee. Wenn der Schnee kein ordentliches Wiederlager bildet, klapp das nicht.


    Auf die Art wühlt sich das Board springlebendig durch griffige Pisten und surft Dank der harten Nose unbeirrt durch Slush-Haufen. Im Powder dürfte das ähnlich funktionieren. Diese Fahrweise verlangt dem Fahrer einiges ab, belohnt den Piloten aber auch mit ordentlich Fahrspaß.


    Das Board ist in meinen Augen also kein Cruiser, sondern mehr ein Sportgerät für ambitionierte Pistenpiloten, die bereit sind, sich auf das Board einzulassen und ihre Fahrweise entsprechend anzupassen. Mir gelingt das nicht auf Anhieb. Ich muss mich zunächst einige Tage mit anderen Boards einfahren, bevor mir die Adaption gelingt. Aus meiner Sicht ist das XV ein rassiger Kurvenräuber und kein universeller Cruiser für 5 Tage Winterurlaub pro Jahr.

  • Interessante Bewertung und Beschreibungen.

    2-3 Tage Eingewöhnung in das sehr steife XV brauche ich auch.

    Nachdem ich meine GenesisX/Cartel 1 Lochmuster weiter nach hinten als reference Stance gestellt hatte ließ sich das XV deutlich einfacher steuern, sonst war's vor allem mit der sehr steifen Flux DF Bindung eher sehr fordernd wie du schreibst und mehr in Richtung Custom X und C3BTX vom Charakter.


    Im direkten Vergleich zum Burton Custom X und LibTech Jamie Lynn C3BTX ist es für mich eher ein entspannter Cruiser wenn der Stance etwas weiter nach hinten eingestellt ist. Schwarze Piste im Schuss runter juckt das XV nicht die Bohne.

  • Danke für deine Rückmeldung und den Gedankenaustausch. Die Rome Cleaver ist die steifste Bindung im Line-Up von Rome und könnte vom Charakter schon in die Richtung der Flux gehen. Die gleichen Erfahrungen mache ich mit dem XV übrigens, wenn ich es mit meiner Union Atlas fahre. Ich glaube, ich werde es mal mit der weicheren Union Force probieren. Bislang habe ich diese Kombi noch nicht ausprobiert.


    Zum Stance möchte ich noch ergänzen, dass ich zuletzt +27/+9 bei Ref Stance 54cm eingestellt hatte. Deine Überlegungen zur Bindung finde ich interessant. Wie hast du die Bindung verstellt? Vorne und hinten gleichmäßig um eine Lochreihe Richtung Tail? Ich könnte mir vorstellen, dass der hecklastige „Trimm“ es dem Fahrer erleichtert, den Snap aus dem Tail abzurufen. Ich werde das bei nächster Gelegenheit testen.


    Um die schwarze Piste in der Falllinie hinunter zu jagen, ist das XV definitiv das richtige Brett. Streng genommen braucht das XV gar keine Piste, es könnte auch Windharsch im Gelände sein. Dazu bin ich allerdings der falsche Fahrer.

  • Ja richtig ich glaube ich fahre normalerweise um die 58cm Stance also vorne und hinten jeweils ein Loch weiter auseinander. Enger zusammen läuft das Board zwar stabiler auf der Kante, aber ich hab weniger Kontrolle, bzw. muss ich mehr machen um das Board zu steuern.


    Die Massive Grundplatte und Disk der Flux DF (ähnlich wie die XV nur ohne Carbonfaser) scheint den Boardflex um die Bindung nochmal deutlich zu erhöhen im Vergleich zu den total weichen Grundplatte der Cartel/Genesis ReFlex, die in der Mitte sogar einen großen Spalt hat und eine Disk mit Biegescharnier. Mit ReFlex fühlt sich das Board vor allem das Tail biegsamer, verspielter und wendiger an.