Rome Agent Camber 2014 - Back to the Roots!

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    Rome Agent Camber 2014



    Ausgangssituation:
    In den letzten Jahren hatte ich alle möglichen Boards unter den Füßen. Teils meine eigenen, teils von Freunden geliehene, teils auch einfach nur offizielle Testboards. Da kam dann schnell einiges zusammen: Hybridrocker (Lib Tech TRS und T.Rice, Never Summer Proto), Hybridcamber (Capita DoA, Jones Mountain Twin) und TBT (Bataleon Fun.kink und Evil Twin) - um nur mal ein paar zu nennen.


    Ich habe viel Spaß am Ausprobieren, blicke gerne neugierig über den Tellerrand - und die Industrie serviert uns ja auch jede Saison neues, interessantes Equipment. Aber irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem man Gefahr läuft, sich in Theorie und Vergleichen zu verirren. Das war bei mir so langsam der Fall und daher heißt es für mich jetzt: Keep it simple! Besinnen auf das, was für mich die Begeisterung für das Snowboarden ausmacht und das sind eben weniger die specs-Tabellen, Materialien und Theorie, als viel mehr das Snowboarden an sich. Auf dem Berg in der Natur sein und das snowboarden genießen – für mich ist das Freude in Reinstform.


    Und was könnte dazu besser passen, als ein Board mit gutem altem Oldschool-Camber Profil?


    Testbedingungen:
    Laax Opening Weekend. Eher mittelmäßige Bedingungen: Kein Schneefall in den letzten Tagen, dafür immer mal wieder recht warme Temperaturen und starker Wind. Oben auf dem Vorab Gletscher war daher alles sehr hart gefroren, stellenweise auch blankes Eis. Weiter unten zwischen Crap Masegn und Crap Sogn Gion dagegen eher slushy. Aber okay, nach Monaten der Abstinenz nimmt man was man kriegt.


    Mein Setup im Detail:
    Board: Rome Agent 2014 158cm
    Bindung: Burton Cartel reflex 2014 Gr. M
    Boots: Northwave Decade SL 2015 Gr. 42 (eher härterer Flex)


    Und zu mir: 181 groß, knapp 80kg schwer und Fortgeschrittener - wobei ich mich langfristig irgendwann mal in Richtung Freeride entwickeln möchte und nur kleinere Ambitionen für den Park habe. Einen sauberen 5er in der medium line möchte ich aber irgendwann nochmal im Repertoire haben.


    Das Board:
    Nicht verwechseln: Das Rome Agent gibt es als Hybridrocker (Rome Agent Rocker) und als Camber (Rome Agent).


    Das Agent ist ein klassisches Camber Board mit directionalem twin shape. Directional deshalb, weil die Nose ein klein wenig länger ist als das Tail, der Rest ist symmetrisch. Es besteht aus dem feinsten, was Rome so im Angebot hat: Verbaut ist Rome’s SuperPop Core mit Pappelholz-Einsätzen, die für mehr Pop sorgen sollen, HotRods genannte Carbon Elemente von den Bindungen nach außen zu tip und tail, ebenfalls für mehr Pop und Basalt/Glasfaser Einlagen von den Bindungen zu den Kontaktpunkten für einen optimierten Flex und (wer hätte es gedacht) natürlich für mehr Pop. Die Base ist Rome’s SinterSpeed Base.


    Rome selbst gibt für das Agent ein Flex&Feel zwischen „powerful“ und „very powerful“ an und das passt meiner Meinung nach sehr gut. Der Flex ist im Mittelfeld mit Tendenz nach oben, bleibt aber noch im Bereich dessen, was ich auch mal zum buttern und im Park fahren würde. Auch torsional fühlt sich alles super und nicht zu steif an, was nicht unbedingt selbstverständlich ist, wenn viel Carbon und Glasfaser zum Einsatz kommt.


    Piste:
    Einen reinen Camber hatte ich lange nicht mehr unter den Füßen, aber ich bin ziemlich zuversichtlich an die Sache rangegangen. Warum auch nicht? Ich hatte ja schließlich auf einem Camber das Fahren gelernt. Aber die ersten runs offenbarten das, was ich befürchtet hatte: Rocker, Hybride und TBT haben ihre Spuren hinterlassen und ich habe jetzt definitiv die eine oder andere Technik Sassion nötig. Ein paar Stürze weil ich verkantet hatte blieben nicht aus und ich habe einen astreinen Frontside-Scorpion hingelegt, aber hey: No Pain, No Gain!


    Nach etwas Gewöhnung (ging eigentlich echt schnell) lief es dann aber easy und ich habe das Agent von seiner besten Seite kennen gelernt: Stabilität in allen Lagen und sauberes, kalkulierbares Verhalten auf der Kante in jedem Gelände! Höhere Geschwindigkeiten mit wechselndem Untergrund? Kein Problem! Enge oder weite Radien carven? Camber sein Dank ein Traum und der snap beim Kantenwechseln macht einfach Spaß!


    Der Kantenhalt ist top! Wie zuvor erwähnt war es stellenweise sehr hart und eisig, aber die Kombination aus Camber + scharfe Kanten war sehr souverän. Blankes Eis habe ich trotzdem so gut es ging vermieden, hier merkt man dann schon die Grenzen dessen, was möglich ist. Vergleiche zu Magnetraction & Co spare ich mir an dieser Stelle – da wäre ein Vergleich unter identischen Bedingungen nötig gewesen.


    Ihrem Namen alle Ehre macht die SinterSpeed Base! Das Board war factory-waxed, aber trotzdem schnell genug um an so ziemlich allen anderen Boardern auf längeren geraden Stücken flatbase vorbeizuziehen.


    Freestyle:
    Es gab leider noch keine geshapten Kicker, aber meine Versuche mich auf der Piste etwas aus der Fahrt rauszupoppen und mal ein paar kleinere Sidehits mitzunehmen lassen erahnen, welch gewaltiger Pop im Agent steckt! Saustark! Ich liefere hier später nochmal Infos nach. Wer’s kann hat damit vermutlich auch einen rießen Spaß in der Kicker Pro-Line oder in der Pipe.


    Switch sollte sich das Agent nahezu identisch anfühlen. Da ich das Thema aber leider zu lange vernachlässigt habe, fühlt sich switch für mich noch immer etwas komisch an - was aber mehr an mir als am Board liegt. Geht aber alles und die paar cm mehr an der Nose machen sich nicht negativ bemerkbar. Ganz so, wie es sich für einen Freestyle-Allrounder gehört.


    Pow:
    Kein Pow an diesem Wochenende und ich würde das Agent auch nicht für einen richtig tiefen Powder-Tag nehmen. Gelegentlich mal ein bisschen Pow neben der Piste oder auch mal ein Stück ungespurtes Gelände zu fahren sollte aber überhaupt kein Problem sein.


    Qualitätseindruck:
    Das Agent ist extrem solide gebaut und ich hätte überhaupt keine Bedenken es richtig hart ranzunehmen. Ich habe es zuletzt auch nicht gerade geschont, auch mal (unfreiwillig) die eine oder andere grüne Stelle auf der Piste mitgenommen aber das Board steht da wie neu.


    Damit einher geht allerdings auch das Gewicht! Es ist nicht wirklich schwer, aber eben auch kein super leichtes Fliegengewicht. "Normal" wäre hier wohl der passende Ausdruck.


    Sonstiges:
    Das Board kommt richtig gut factory-waxed, die Kanten allerdings waren bestenfalls mittel-scharf. Ich habe darum schon vor dem ersten Einsatz einmal auf 88° geschliffen und festgestellt, dass die Seitenwange nicht 100% gleichmäßig war sondern an einigen Stellen etwas weiter nach außen vorstand. Nicht dramatisch und mit dem Seitenwangenhobel schnell bereinigt, aber trotzdem unschön. Das kenne ich von GST Boards auch anders.


    Mein Fazit:
    Back to the Roots! Ich bin mir sicher: Meinem Riding wird das Rome Agent gut tun und mir helfen, mich weiter zu entwickeln. Ich werde sicher auch in Zukunft mal das eine oder andere Rocker- oder Hybridboard fahren, aber meinen Schwerpunkt werde ich für die nächste Zeit auf Camber setzen!


    Das Rome Agent bringt alle Vorzüge der klassischen Camber Vorspannung mit, fühlt sich aber trotzdem noch easy und gut kontrollierbar an ohne gleich zu aggressiv zu sein. Der Qualitätseindruck ist super und das Agent ist sicher ein Board, mit dem man lange Zeit sehr viel Spaß haben kann.


    Wer einen grundsoliden Camber Allrounder mit absoluter Freestyle-Tauglichkeit sucht, dem sei das Rome Agent wärmstens empfohlen!


  • Ein sehr guter Bericht!
    Also ich empfinde mein Agent nicht unbedingt als durchschnittlich schwerer. Ganz im Gegenteil, es ist sogar relativ leicht (ich besitzte aber das 2015er). Ich hatte letztens das Rome Mod (sehr leicht) in der Hand und unter den Füßen und muss sagen, dass der Gewichtsunterschied nicht sehr groß ist. Bin auf jeden Fall sehr gespannt es zu fahren! :)

    • Offizieller Beitrag

    Also ich empfinde mein Agent nicht unbedingt als durchschnittlich schwerer. Ganz im Gegenteil, es ist sogar relativ leicht (ich besitzte aber das 2015er).


    Weißt du, ob sich da vom '14er zum '15er irgendwas großartig geändert hat?

  • Ich bin das Rome Agent nun schon paar Tage gefahren und kann Lukas seinen Testbericht nur unterstützen. Glücklicherweise hatte ich die Gelegenheit das Agent (152cm, 2014/15) sowohl in den Trees bei 50cm Neuschnee als auch in steilen Lines bei sage und schreibe 80-100cm Neuschnee zufahren.
    Hier gibts also einen kleinen Edit zu Powder:
    Das Rome Agent fährt sich im dichten Wald nicht schlecht aber ist doch etwas "unhandlich" und durch die Vorspannung und dem Shape etwas unbeweglicher (man sollte nicht zu viel Auftrieb erwarten), was in den Trees bekanntlich von großer Bedeutung ist. Nun bin ich das Agent aber auch am Rifflerkogel (siehe Bilder Thread, 2500m, 100m Neuschnee) gefahren und bin absolut begeistert. Das Agent liebt es steil, hart und vor Allem schnell die Falllinie zu shredden. Desto steiler es geht, umso krasser geht das Brett von Rome ab. Man kann das Agent richtig gut in Turns reinpressen und bekommt sofort Feedback. Der Flex des Brettes ist perfekt für Backcountry Freestyle und daher kann man damit super im tiefen Weiß rumspielen. Das Agent ist für die Art von Snowboarder, die ans Limit gehen wollen! :)

  • Habe mir das 16er Agent dieses Jahr zugelegt und kann den Bericht so unterstreichen. Powdern macht auch irre viel Spass wenn man die nötige Ausdauer mitbringt. Ich hatte die letzten zwei Wochen drei super Powdertage in Hochfügen im Wald als auch im offenen Gelände, und bin super damit klar gekommen. Die Qualität macht einen guten Eindruck. Im Powder habe ich das ein oder andere Mal einen Stein mitgenommen und die Base und Kante hat super gehalten.


    Einzig buttern macht mir mit dem Board nur bedingt Spaß, da es schon recht hart ist. Würde hier eine 7-8 vergeben. Ich fahre das Agent bei 85kg in 161 wide.