Bataleon Boss 2014 156cm

  • Bataleon Boss 156cm


    Nach langer Lektüre auf „Snowboarden.de“ habe ich mich ohne Testfahrt zum Kauf eines Snowboards mit normalem Camber, mittlerem Flex und TBT-Shape durchgerungen.
    Da ich hier auch viele Ratschläge und Tipps gekriegt habe (hier der Ursprungsthread) möchte ich nun wie versprochen auch meine ersten Eindrücke wiedergeben.


    Zu dem Board
    Das Boss ist als reines Twintip eher als Parkboard gedacht und soll durch seinen mittleren Flex (4) auch die ganz großen Sprünge wegstecken. Es entspricht dem Evil Twin vom Shape und verwendet etwas teurere Materialien (Carbon-Stringer).


    Zu mir:
    186cm, 86kg


    Würde mich als Fortgeschritten bezeichnen, aber da ich nach recht aktiver Jugendzeit in den letzten 15 Jahren nur 3-4 Mal (!) auf dem Brett stand, ist vieles verloren gegangen oder etwas eingerostet. Außerdem hab ich dadurch leider überhaupt keinen Vergleich mit anderen Shapes oder Modellen, und kann z.T. auch nicht sagen was an meinem eigenen (Un)Vermögen liegt und was am Board.
    Durch meine Familiensituation befinde ich mich leider auch nicht mehr auf dem Fitnessstand um die Dinge zu machen die mir vorschweben. Am Ende geht es mir aber darum, einfach Spaß an allen möglichen Stellen am Berg zu haben, etwas auf der Piste zu spielen, immernoch ein paar bescheidene Ziele im Park anzugehen und ab und zu auch mal mit meinen skifahrenden Freunden Freeriden zu gehen.
    Ich hatte auch andere Bretter wie Jones Mountain Twin, Gnu Riders Choice oder Arbor Roundhouse im Auge.


    Terrain / Bedingungen:
    2. Januar Davos, Jakobshorn - Jatzpark (fester aber noch guter Schnee, stellenweise auch leicht eisig)
    3. Januar Parsenn / Klosters (oben weicher, guter Schnee, weiter unten harschig/eisig)


    Carven / Kantenwechsel (TBT)
    Hier gibt es gar nichts. Das Board wechselt willig die Kanten (5 von 5).
    Es hat einen schönen Griff, ich würde 4 von 5 Punkten geben. Bei guten Bedingungen kann man super carven. Wenn es eisig ist, geht es auch noch gut aber ich stelle mir vor (!) dass andere Boards mit speziellen Kanten hier noch besser greifen. Das Bataleon braucht dann schon einen entschlossenen Kanteneinsatz bei reduzierter Geschwindigkeit. Aber die Wendigkeit ist definitiv Top, ohne jeden Zweifel. Auch sehr hohe Geschwindigkeiten sind überhaupt kein Problem. Es fährt jetzt nicht wie auf Schienen aber dafür ist es mir vllt. auch zu kurz. Aber sehr gut zu kontrollieren bei jeder Geschwindigkeit. Und das Brett IST richtig schnell, wie ich finde.


    Buttern (Flex/TBT)
    Buttern ist mir ehrlich gesagt schwer gefallen. Ich bin immer wieder weggerutscht und es fiel mir schwer, eine Plattform zu bilden. Das kann natürlich auch an meinem Fahrkönnen liegen, aber es ging definitiv schon mal besser.
    Was kein Problem ist sind kurzzeitige Presses mit Turns, aber dauerhafte Presses wollten mir nicht so gut gelingen.


    Ich hatte den Eindruck dass das Board ein bisschen steifer ist als 4/10. Dazu kommt, dass durch die TBT-Form natürlich grundsätzlich das Brett weniger Angriffsfläche hat bzw. leichter seitlich wegrutscht.
    Dann ist durch die geringe Aufbiegung an Nose und Tail die Fläche dort auch sehr gering, was vielleicht auch zum schnellen Wegrutschen nach vorne bei Tailpresses beiträgt.
    Hier war ich etwas enttäuscht weil das etwas ist das mir wichtig ist. Aber vielleicht brauche ich auch mehr Übung/Eingewöhnung an das Brett.

    Springen (Flex/TBT)
    Sicher eine der Stärken des Boards. Nollies und Ollies sind traumhaft und auch die Landungen sind gut zu machen weil die Steifigkeit schräge Landungen abfängt und durch die TBT auch Toleranz da ist, wenn man verdreht landet.
    Ich hatte Sorge dass es schwer ist beim Absprung die Kante richtig zu dosieren aber das ist kein Problem.
    Die letzten ganz großen Kicker im Park waren mir noch zu arg aber an den kleineren hatte ich kein Problem - ich denke hier ist das Brett in seinem Element.


    Jibben
    Kann ich leider nichts zu sagen.


    Tiefschnee
    Nun ja wir hatten keinen. Aber hier sind sicher keine Wunder zu erwarten.
    Ich konnte an einem Nordhang auf Parsenn mal einige Meter mitnehmen und es war wie erwartet: Wenn man nicht aufpasst, säuft man (bei meinem Gewicht und der Boardgröße) schnell ab, natürlich auch durch die flache Nose. Es geht aber wenn man aufpasst und sich etwas zurücklehnt.
    Also es geht schon, aber ganz klar gibt es hier bessere Boards.


    Fazit
    Mir gefällt das Board ganz gut! Ich denke mit meinem (durchschnittlichen und wenig spezialisierten) Fahrkönnen wäre ich mit so ziemlich jedem der aktuellen Allroundboards gut bedient, also auch mit etwas wie einem GNU Riders Choice, Jones Mountain Twin, Arbor Roundhouse etc (ich weiß, alles ganz verschiedene Bretter).


    Ausgehend von meinem ursprünglich formulierten Anspruch (Freestyle/All-Mountain) wäre eines der vorher genannten Bretter vielleicht am Ende besser für mich gewesen. Ich bin einfach keine 16 mehr und finde mich am Ende wohl doch eher abseits der Piste als an den ganz großen Kickern wieder - und ob ich jetzt ein 1:1 Twintip mit centered stance habe oder nicht, spielt vielleicht nicht so die Rolle (wobei ich gerne auch weite Strecken rückwärts fahre).
    Ich hab einige von denen unterwegs gesehen, hatte aber keine Chance/Zeit zum Testen.

    An dem Brett selbst hab ich aber nichts auszusetzen - es hält was es verspricht und jemand der seine Leistung abrufen kann, wird damit sicher sehr zufrieden sein. Das Brett hat sich rund und knackig angefühlt und auf jeden Fall viel Spaß gemacht! Was die TBT angeht, ich denke wenn jemand auf die Vorteile des Rockers (Tiefschnee) nicht angewiesen ist, dann ist das m.E. ein Spitzen Konzept das den Vorteilen des Cambers keinen Abbruch tut.


    Wenn die Bedingungen mal entsprechend sind, kann ich immer die Bindungen versetzen und fahre damit im Tiefschnee sicher nicht schlechter als mit meinen Brettern von vor 15 Jahren.
    Trotzdem trage ich den Gedanken in mir rum dass ich eins der anderen genannten Bretter auf jeden Fall mal gern ausprobieren würde. Aber so lange bin ich sehr happy mit dem Bataleon Boss in 156.

    • Offizieller Beitrag

    Super Bericht, macht Spaß zu lesen! :thumbup:


    Ich hatte den Eindruck dass das Board ein bisschen steifer ist als 4/10.


    Das Board fühlt sich (zumindest für mich) nicht überall gleich hart an, sondern ist Bataleon-Typisch zwischen den Bindungen härter.


    Dann ist durch die geringe Aufbiegung an Nose und Tail die Fläche dort auch sehr gering, was vielleicht auch zum schnellen Wegrutschen nach vorne bei Tailpresses beiträgt.
    Hier war ich etwas enttäuscht weil das etwas ist das mir wichtig ist.


    Das ist nur Übungssache, keine Sorge. Ging mir mit dem Evil Twin am Anfang ganz genau so ;)


    Ausgehend von meinem ursprünglich formulierten Anspruch (Freestyle/All-Mountain) wäre eines der vorher genannten Bretter vielleicht am Ende besser für mich gewesen.


    Hey, das schreit doch nach einem Zweit-Board :D