Es muss nicht immer Kanada sein
Den gleichen Stellenwert, den Hawaii bei den Surfern dieser Welt einnimmt, genießt ohne Zweifel Kanada bei den Freeridern im Snowboarding: ein Mekka des Sports mit den wohl besten Bedingungen.
Da Kanada aber nicht für jedermanns Geldbeutel geschaffen ist und auch Deutschlands höhere Lagen in Punkto Schnee gar nicht mal schlecht abschneiden, muss man als ambitionierter Tiefschneejäger nicht notgedrungen in die Ferne schweifen. So haben sich Red Bull Athlet Marco Smolla und sechs der besten deutschen Snowboarder mit Splitboards aufgemacht, um das bayerische Backcountry unter die Lupe zu nehmen und Freeriding vor der eigenen Haustüre zu entdecken. Und was sie gefunden haben sind unverspurte Hänge, idyllische Hütten und unvergessliche Momente in ihrer Heimat sowohl für alpine Einsteiger als auch erfahrene Gipfelstürmer. Die Kurzdokumentation Marco Smolla‘s Bavarian Split wird am 6. Dezember 2013 auf www.redbull.de/bavariansplit veröffentlicht.
Im Backcountry, also abseits der gespurten Pisten, fühlt sich der 24-jährige Snowboardprofi und Physikstudent Marco Smolla am wohlsten, da er dort die kreative Seite seines Sports nach eigenen Angaben am besten ausleben kann. Für ihn sind Berge einfach ein riesiger Spielplatz mit unbegrenzten Möglichkeiten, die es immer wieder neu zu entdecken gilt. Nach unzähligen Reisen in die Ferne, will er sich nun seiner Heimat widmen: „Ich bin in den vergangenen Jahren bis in die entlegensten Orte der Welt mit meinem Snowboard gekommen, aber vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, wie wenig ich eigentlich die Berge in meiner bayerischen Heimat kenne.“
Dieser Tatsache wollte Marco Abhilfe schaffen und aktivierte kurzerhand seine befreundeten Snowboardkollegen Xaver Hoffmann (Alter: 38 – mehrfacher Deutscher Meister in der Halfpipe), David Benedek (Alter: 33 – Gewinner Air & Style 2002, Burton European Open 2003), Christophe Schmidt (Alter: 30 – Olympiateilnehmer Snowboarding Halfpipe 2006), die Zwillingsbrüder Fips und Tobi Strauss (Alter: 25 – Bayerische Snowboardgrößen), Elias Elhardt (Alter: 25 – Deutschlands Snowboarder des Jahres 2009 & 2010). Ihr Ziel war es, Bayerns Berge und endlich besser kennenzulernen. Vervollständigt wurde die Gruppe durch das Nachwuchstalent Luis Eckert, der mit seinen 16 Jahren das jüngste Mitglied war.
Im März dieses Jahres machte sich die Karawane zusammen mit Fotograf und Filmern auf den Weg, um für knapp drei Wochen das Allgäu und die Region Garmisch durch diverse Touren samt Hüttenleben zu erkunden. „Ich freue
mich darauf auch mal zu Hause in Bayern fahren zu gehen und dabei Snowboarder aus vier Generationen zusammenzubringen, die sich während der Touren nur mit Splitboards im Gelände fortbewegen, auf Hütten übernachten und gemeinsam die Schönheit unserer Berge entdecken.“, so Marco Smolla begeistert im Vorfeld.
Da das Splitboard (ein in zwei Tourenski teilbares Snowboard) und das damit verbundene Gehen von Touren für einen Großteil der Teilnehmer eine völliges Neuland darstellte und man die Gefahren im Gebirge keinesfalls unterschätzen sollte, wurde die Gruppe von Martin Wittmann begleitet, der den Jungs als erfahrener JDAV Bergführer mit Rat und Tat zur Seite stand. Besonders sein Wissen als "Check Your Risk" Trainer, dem Lawinenpräventionsprogramm der JDAV, trug beim Bau von Kickern (Sprungschanzen) in verschneiten und teilweise unwegsamen Hängen zur Sicherheit der Unternehmungen bei.
Die stimmungsvolle Kurzdokumentation Marco Smolla‘s Bavarian Split (VÖ 06.12.2013 auf www.redbull.de/bavariansplit) zeigt, dass sich die Jungs schnell an das ungewohnte Equipment und die Herausforderungen in den Allgäuer Hochalpen, den Lenggrieser Bergen und dem Wettersteingebirge gewöhnt haben. Das Ergebnis sind fantastische Bilder von ausgezeichneten Tiefschneeabfahrten, spektakulären Sprüngen, idyllischem Hüttenleben, und vor allem jeder Menge Spaß, welche in den renommierten Freeride-Zielen Kanadas nicht besser hätten entstehen können. Die Teilnehmer der Expedition sind der einhelligen Meinung, dass die bayerischen Berge jede Menge Potenzial für Splitboarding und Backcountry-Snowboarding bieten. Und auch Marco ist auf ganzer Linie mit dem Resultat zufrieden und wird in Zukunft mehr Tage mit dem Snowboard „dahoam“ verbringen, denn er ist sich nun sicher: „Es muss nicht immer Kanada sein!“.
Nachfolgend eine Übersicht zu den Touren und Hütten aus Marco Smolla‘s Bavarian Split:
Allgäuer Hochalpen (Startpunkt: Hinterstein)
Giebelhaus (1.065m) -> Schwarzenberghütte (1.380m): Relativ leichte Tour in gemäßigtem Terrain aber mit steilem Anstieg von 200m vor der bewirteten Schwarzenberghütte, die 54 Schlafplätze in Matratzenlagern (18€) bietet. Das malerische Gebiet um die Schwarzenberghütte wird von den Einheimischen nicht ohne Grund „kleines Paradies“ genannt. Außerdem formt der Wirt der Schwarzenberghütte mit seinen riesigen Händen die angeblich größten Knödel des Allgäus.
Schwarzenberghütte (1.380m) -> Prinz Luitpold Haus (1.846m): Anspruchsvoller Aufstieg, den man auf Grund von Lawinengefahr nur bei sicheren Verhältnissen angehen sollte. Das 1880 erbaute Prinz Luitpold Haus ist nicht nur die älteste Schutzhütte in den Allgäuer Alpen, sondern punktet vor allem mit seiner idyllischen Lage und einem unschlagbaren Blick auf eine traumhafte Bergkulisse. Diese beliebte Selbstversorgerhütte bietet 260 Schlafplätze in Matratzenlagern (20€) und 20 Betten (26€).
Lenggrieser Berge (Startpunkt: Winterstube)
Winterstube -> Rauhalmhütte (1.400m): Diese entspannte Voralpentour für alpine Einsteiger führt zur Rauhalmhütte unterhalb des Seekarkreuzes in den Lenggrieser Bergen. Die einfache aber urige Hütte bietet 16 Schlafplätze, welche jedoch nur für Mitglieder des DAV (Sektionen München und Oberland) von November bis April zugänglich ist.
Wettersteingebirge (Startpunkt: Nesselwang)
Hochalm (1.705m) -> Stuibenhütte (1.640m): Mit der Alpspitzbahn geht es auf die Bergstation des Osterfelderkopfs und mit der Hochalmbahn oder einem einstündigen Fußmarsch zur bewirteten Hochalm. Von dort gelangt man entlang des Bernadeinlifts zu einer Abzweigung in den Stuibenwald und weiter über einen gemäßigten bis steilen Anstieg zur Stuibenhütte. Dieses Juwel unterhalb der Alpspitze bietet 30 Schlafplätze im Matratzenlager und ist ein absolutes Unikum. Der Wirt zaubert aus mitgebrachten Zutaten zünftige Gerichte und das Plumpsklo der Hütte am Rande der Stuibenwand bietet vermutlich den besten Thronblick Bayerns. Auf Grund des teilweise steilen Geländes ist ein gewisses Maß an alpiner Erfahrung und körperlicher Fitness Grundvoraussetzung für diese Tour.