Testbericht Lib Tech TRS 157wide (2016)

  • Servus,


    so mein dritter Testbericht, mal schauen ob ich aus den ersten beiden etwas gelernt habe :D Ich habe mal die gute Struktur von @K-J für den Bericht übernommen.

    1. Rider Facts
    Gewicht: 80Kg
    Boots: 46, ca. 33 cm
    Level: Fortgeschritten


    Ich habe das Board jetzt ungefähr 20 bis 25 Tage in unterschiedlichsten Bedingungen gefahren, nur Powder war so gut wie nicht dabei.


    2. Allgemeines zum Brett
    Als Ergänzung zu meinem Quiver wollte ich auf jeden Fall einen Hybridrocker mit Magnetraction. Zu einem für sehr eisige Tage und zum anderen für die Tage, an denen mehr gechilltes Tricksen als heizen angesagt ist. Mir hat das Gnu Carbon Credit (fast Baugleich mit der Skate Banane) mit dem BTX Bananen Hybrid Rocker Shape damals gut gefallen, da drehfreudig und guter Kantenhalt. Letztendlich wurde es doch wieder verkauft, weil es mir zur sehr in den Turns verwischt hat, vor allem wenn man mal was sportlicher unterwegs ist.


    Das Lib Tech TRS hat die XC2 BTX Shape, also etwas kürzer Rocker in den Mitte und die Camber Sektionen sind etwas ausgebauter und eine ausgeprägte Magnestraction Kante. Es ist ein True Twin. Ich habe es in 157 (mid-) wide, wirklich breit ist es mit 26cm middle waist nicht gerade, aber bei mir noch gerade an der Schmerzgrenze.


    3. Allgemeiner Fahreindruck
    Am ersten Tag echt ungewohnt, härter als gedacht und realtiv aggressive Kante, war jetzt nicht ultimativ begeistert. Man gewöhnt sich aber relativ schnell dran und mit der Zeit wurde das Board etwas weicher. Insgesamt ein super Allmountain Freesystyle Board, dass sich bei allen Verhältnissen auf dem Berg kontrollieren lässt, leicht zu drehen aber dennoch super Kantenhalt. Es verwischt überhaupt nicht in den Kurven wie vergleichsweise das Carbon Credit. Die Laufruhe bei höheren Geschwindigkeiten ist hingegen nicht die Beste.


    Es ist subjektiv etwas schwer vom Gewicht im Vergleich zu anderen Boards, aber das Gefühl habe ich eigentlich bei allen Lib Tech / Mervin Brettern die ich bisher in der Hand hatte.


    Gerade an Tagen an den die Schneeverhältnisse nicht ideal sind oder man z.B. mit einer größeren Gruppe eher gechillt unterwegs ist und am Pistenrand etwas tricksen möchte, ist es derzeit meine erste Wahl. Meine Freundin konnte es nicht mehr hören und hat sich das Mädels-Pendant Roxy Torah Bright geholt und feiert es nach einem Tag aufm Berg bereits total.


    4. Kantenhalt / Stabilität
    Über die Magnetraction Kante wird ja hier auch immer wieder diskutiert. Ich muss sagen, dass ich mittlerweile ein Fan davon bin. Hierbei sollte man vielleicht zwischen Laufruhe und reinem Kantenhalt unterscheiden. Die Kante von TRS greift von allen meinen Boards bei härteren Schneebedingungen am besten, sogar besser als das Flagship. Gerade im Oktober/November auf den Gletschern wenn es auch mal richtig eisig wird nehme ich nur noch das TRS. Klar irgendwann rutsch natürlich alles auf Eis, das gilt auch für das TRS. Außerdem nehme ich das Brett gerne wenn mal lange wieder kein Schnee gefallen ist und man sehr wechselhafte Bedingungen auf den Pisten hat. Also Kantenhalt absolut top. Bei der Laufruhe/Stabilität macht sich die Magnetraction schon eher negativ bemerkbar. Gerade bei höheren Geschwindigkeiten (vielleicht so ab 70, 80 bis 90 kmh) läuft es doch deutlich unruhiger als beispielsweise Camber oder Hybridcamber ohne oder mit nur milder Magnetraction. Daher würde ich es zum reinen Speed fahren nicht empfehlen. Gleiches gilt für Extremcarven.


    5. Flex/Pop
    Das TRS ist super lebhaft, hat ne Menge pop, gerade mit einer aktiven Hoch- oder Teifentlastung springt das Brett alleine von Kante zu Kante. Verbunden mit der Drehfreundigkeit kann man ne Menge Spass mit dem TRS haben. Beim Ollies und Nollies merkt man den guten Pop auch deutlich.


    6. Pistenfreestyle
    Butters sind am Anfang doch schwieriger als erwartet, mit der Zeit als das Brett etwas weicher wurde aber dann kein Problem. Das es sich beim TRS um ein True Twin handelt, ist Switch fahren deutlich angenehmer als bei einem direktionalen Board. Alles im allem gefällt mir die Vielseitigkeit bei Pistenfreesystle. Mit Kickern an der Seite und auf zerfahrenen Pisten kann man eine Menge Spaß damit haben.


    7. Kicker / Pipe / Jib
    Bei kickern gefällt es mir deutlich besser als das Carbon Credit, weil es einfach stabiler läuft und landet. Für Pipe und Jib bin ich der falsche Ansprechpartner, ich könnte mir aber vorstellen, dass es durch den Kantenhalt und Pop ordentlich in der Pipe läuft.


    8. Freeride / Powder
    Hier nehme ich eigentlich immer andere Bretter, daher kann ich es kaum beurteilen. In Laax bin ich mal etwas powder mit dem TRS gefahren, die Turns waren gefüllt sehr stabil und kontrollierbar, regelrecht „locked in“. Es fehlt allerdings einfach der Auftrieb im Vergleich zu direktionalen Boards, von Powder Boards ganz zu schweigen. Letztendlich ist hier keine aussagekräftige Beurteilung von mir möglich.


    9. Zusammenfassung
    Piste: 8/10
    Pop: 8/10
    Kantenhalt: 10/10
    Stabilität: 5/10
    Pistenfreestyle: 10/10
    Park: 7/10
    Kicker: 7/10
    Pipe: nicht bewertbar
    Jibbs: nicht bewertbar
    Freeride/Powder: nicht bewertbar


    10. Passendes Fahrerprofil
    Fortgeschrittene Shredder denen Kantenhalt bei härteren Bedingungen, Drehfreunde, Switch und Pistenfreestyle am Herzen liegen und weniger Fokus auf reinen Speed oder Carven legen. Ich könnte mir vorstellen, dass als leicht fortgeschrittener die ersten Tage aufgrund der anfänglichen Härte in Verbindung mit der Kante etwas frustrierend werden. Einen Anfänger würde ich nicht draufstellen, obwohl es schon schwer ist, sich mit dem TRS zu verkanten.

  • Danke für den umfangreichen Bericht. Ich bin das TRS Firepower im November 2016 gefahren und kann deine Eindrücke bestätigen finde aber ein paar Sachen etwas anders:


    Für Anfänger auf jeden Fall geeignet, sehr einfach zu fahren, genügend Stabilität zum Flatbase fahren und verzeiht nicht so viele Fehler wie ein BTX, so dass der Anfänger schon etwas deutlicher Hoch- und Tiefentlasten muss und nicht zu faul alles das Board machen lassen kann. Verwischt weniger, steuert sich genauer. Flex ist von der Länge abhängig.


    Für Powder kann man ja die Bindungen etwas nach hinten stellen.


    Das Firepower ist spürbar leichter. Ob sich der Mehrpreis lohnt muss jeder für sich selber entscheiden. Im Ausverkauf bekommt man die HP und FP Versionen manchmal zu akzeptablen Preisen.


    Carven/Extremcarven (Ellbogen/Schulter auf Piste ca. 30 bis 50km/h) finde ich gut machbar mit dem TRS so lange die Boardbreite ausreicht.


    Über 70km/h fahr ich extrem selten, halte ich für möglich aber nicht grad für Spaß pur. Bei 70km/h werden die Windgeräusche sehr laut, die Kapuze der Jacke peitscht richtig im Wind und ohne Brille drückt es einem die Tränen aus den Augen. Wann macht man sowas? Eric Jackson an einem Face in Alaska vielleicht auf der Flucht vor einer Lawine? ;)


    Verwischen tut das TRS meiner Meinung nach schon ein wenig mehr als ein Hybridcamber oder Camber. Ich finde es verkraftbar und bei weitem nicht so schlimm wie ein BTX.


    @BtoBFtW: kannst du vielleicht ausmessen wie stark die Cambersektionen sind? Wenn man das Board auf den Boden legt und Tip oder Tail den Boden berührt, wie hoch ist der Abstand der Boardkante zur Auflage in der Mitte des Cambers und wie hoch ist das andere Ende des Boards in der Luft an der breitesten Stelle? Danke schonmal.


    Mein T.Rice 153 C2BTX hat ca. 2mm Camber und ca. 11mm hoch liegt der breiteste Teil vom Board wenn die andere breiteste Stelle die Auflagefläche berührt. Das Funslinger hat 6mm Camber und ich glaube nur so 5-10mm Abstand

  • @Dunkelbazi79 mein TRS hat ca. 4 bis 5 mm Camber an der höchsten Stelle und ca. 13mm hoch liegt der breiteste Teil vom Board wenn ich es auf der anderen Seite an der breitesten Stelle runter drücke. Welche Erkenntnisse erhälst du von diesem Vergleich?

  • Vielen Dank für's Ausmessen.


    Mir gibt das einen Anhaltspunkt wieviel Rocker und Camberspannung in dem Board steckt d.h. wie direkt es reagiert, wieviel Pop etwa, wie stabil es fährt und wie drehfreudig/einfach es zu fahren ist. Ich hatte nicht die Möglichkeit es nachzumessen.


    C2BTX mit ca. 2mm Camber reagiert spürbar direkter als BTX mit 0mm Camber.
    Ripsaw mit 6mm Camber reagiert nochmal deutlich direkter als C2BTX, läuft stabiler, muss aber mehr Hoch- und Tiefentlastet werden. Das TRS XC2BTX lag für mich in etwa zwischen Funslinger und C2BTX, was deine Messung bestätigt. Ein TRS mit ca. 6mm Camber wäre glaube ich ziemlich spaßig zu fahren vor allem mit einer Waist über 26cm und ca. 155er Länge.


    Rocker haben sie alle recht ähnlich. Flex an den Enden und in der Boardmitte sind unterschiedlich und spielen mit rein. zum Beispiel finde ich das Funslinger in der Mitte zu weich um damit sauber zu laufen, also sich von Tip und Tail wechselnd abstößt. Mit dem T.Rice und steiferen Camberboards geht das viel leichter.

  • Noch eine Ergänzung für Leute mit großen Füßen, wird ja bei den Boardempfehlungen immer wieder diskutiert: meine 33cm Latschen passen noch einigermaßen zur 26 cm mittleren Breite. Die Bindung habe ich so weit außen wie möglich und stehe 18/-18 drauf. Keine Probleme beim carven, wenn das Board auf dem Boden liegt kann ich ca. bis 70 grad aufkanten mit den Boots in der Bindung. Mit
    meinen alten Boots (34cm) werde ich es ganz bestimmt nicht fahren. Vielleicht hilft das ja dem ein oder anderen...