Never Summer Proto Type Two 2018

  • Hallo zusammen, letzen September habe ich mich hier im Forum beraten lassen. Schlussendlich, nach langem Hin und Her und dem Besuch vom Snowboardtest-Center in Saas Fee, habe ich mich für meinen ursprünglichen Favoriten, das Never Summer Proto Tye Two 2018 entschieden. Ich habe es in einem Shop für CHF 700.- gefunden, was ziemlich günstig ist, wie ich finde, zumal es in Deutschland glaub ich, auch so um die 700€ kostet. Hier ist mein Erfahrungsbericht dazu. Falls es irgendwelche Unstimmigkeiten gibt oder ihr Tipps für Verbesserungen habt, bin ich selbstverständlich offen für Inputs. Da ich noch nicht so viel Material testen konnte, halten sich die Vergleiche zu anderen Snowboards leider in Grenzen.


    Mein Setup:
    Never Summer Proto Type Two 161X (2018) (26.5 cm Waist Width); Burton Cartel Re:Flex (L) (2018); Adidas Tactical ADV (US 11.5, Aussenlänge: 31.7cm) (2018). Ich fahre Duckstance mit 15/-15 Winkeln mit 58-64cm Stance.


    Vorher fuhr ich für 3 Saisons ein Burton Custom Camber (2015) (26 cm Waist Width) mit einer Ride Rodeo Bindung und alten Salomon Maori Boots (US 12).
    In meiner engeren Auswahl für den Neukauf standen noch das Jones (Ultra) Mountain Twin, oder das Salomon Assassin. Wobei ich das Assassin leider nicht testen konnte, da es nie verfügbar war.


    Meine Masse:
    Körpergrösse: 1.88m, Gewicht: 71 kg (ohne Ausrüstung).


    Mein Fahrstil:
    Ich fahre nun seit etwa 15 Jahren Snowboard (vorher Ski), leider nur für maximal 14 Tage pro Jahr und bin meist auf der Piste unterwegs (weshalb mir eher zu einem Hybridcamber geraten wurde), dies meist sehr zügig. Ich liebe schnelle, weite Carving-Turns, sei dies regular oder switch, und dreh mich dabei konstant hin und her. Deshalb wollte ich nun mal ein Twin Snowboard ausprobieren. Den Park suche ich meist nicht auf. Meine Versuche in den ersten Jahren endeten zu schmerzhaft, seither meide ich Sprünge mit zu viel Luft zwischen mir und dem Boden. Vielleicht gönne ich mir ein ander Jahr mal wieder ein Privatlehrer/ eine Privatlehrerin, der/die mir diese "Angst" wieder nehmen kann, dieses Jahr habe ich schon zu viel Geld für mein Winterhobby ausgegeben. :) Zu guter Letzt, bin ich gerne mal bei gegebenen Bedingungen, im pistennahem Powder unterwegs.


    NS Proto Type Two:
    All Mountian Freestyle Hybridrocker (Ripsaw Rocker Camber Profil: ziemlich aggressive Camber Zonen unter den Füssen bis Tip und Tail, Rocker in der Mitte), asymmetrical Twin und Vario Power Grip Sidecut (5 verschiedene Kanten-Radii für mehr Kontaktpunkte und zusätzlichen Kantenhalt)
    Die Kanten des PT2 sind von Fabrik aus 0° (belagseitig) und 90° (Seitenkanten) geschliffen, hab extra zur Sicherheit bei NS nachgefragt.


    Meine Eindrücke:
    Am ersten Tag (Tagesausflug) mit dem Type Two waren die Bedingungen hart, bis eisig und es lag viel Kunstschnee. (Ich fuhr mit ca. 58 cm Stance.) Von Beginn weg fiel mir auf, dass der Kantenwechsel viel schneller und leichter war, als bei meinem Custom. Insbesondere in die Heelside Turns zog es mich fast wie automatisch hinein, zum Teil hat es mich fast überfordert. Die Reaktionen waren im Verhältnis zum Kraftaufwand viel ausgeprägter, als dass ich es bis anhin gewohnt war. Bei schmalen Wegen bin ich zwei, drei mal fast darüber hinausgeschossen. Auf hartem Schnee empfand ich den Kantenhalt als leicht besser als den vom Custom, ich hatte sofort mehr Vertrauen. Auf Eis ist er vergleichbar, man rutscht öfters mal aus. Gewöhnungsbedürftig, war für mich zunächst einzig das Onefoot-fahren. Mit nur einem Fuss in der Bindung und mehr Gewicht auf dem Rocker, hatte ich anfänglich ein instabiles Gefühl. Wobei ich keine Stabilitätseinbussen feststellen konnte, wenn man beide Füsse in der Bindung hatte und dies, obwohl ich bis anhin nur traditionelle Camber Snowboards gefahren bin.


    An meinem zweiten ersten Tag (8-Tage Urlaub), war der Schnee an der Oberfläche viel weicher, in den vergangenen Wochen gab es deutlich Neuschnee, die Pisten waren fast gänzlich Kunstschnee frei nur gegen Ende des Tages kamen harte Stellen hervor, perfekte Bedingungen für das PT2 also. Den Stance hatte ich auf das Maximum von ca. 64 cm eingestellt. Mir fiel sogleich wieder auf wie spielerisch leicht das Snowboard von Kante zu Kante hüpfte. Meine Begleiterinnen wiesen mich dann darauf hin, dass ich bei kurzen Schwüngen die Kurven auf der Frontside nicht so schön ausfuhr wie auf der Backside. Ich dachte mir, dass dies wohl am asymmetrischen Bauweise liegt, an die meine Fahrweise bis anhin noch nicht gewohnt war. Anschliessend habe ich mich vermehrt auf meine Kurventechnik konzentriert und bin jede Kurve bewusst gefahren. Von da an war es wirklich perfekt. Der Sidecut ist wirklich ein Traum: Auf dem griffigen Schnee bewegte ich das PT2 kraftlos und mit stabilem Oberkörper von Kante zu Kante, es war das reinste Vergnügen. Vom kalten Fahrtwind schmerzten mir die Zähne, da ich meinen Mund wegen Dauergrinsen nicht mehr zu kriegte. Das zunächst instabile Gefühl beim Onefoot-fahren war weg, ich hatte nun vollste Kontrolle und Vertrauen in das PT2.


    Ab Tag 3 bis 9 fuhr ich mit ca. 58 cm Stance, da ich Switch das bessere Gefühl hatte mit ein wenig schmälerem Stand. Optimal hätte ich wohl gerne so ca. 61 cm, leider ist dies nicht möglich. Ich muss mich mal nach anderen Discs für meine Cartel umschauen, leider ist eine weitere Feinjustierung nicht möglich, da ich die Bindung ganz nach vorne schob, um nicht zu viel Fersenüberstand zu haben. Aber vielleicht hat ja noch jemand einen Tipp für mich?!
    Das positive Gefühl vom Vortag hat sich bestätigt, das PT2 macht richtig Spass beim schnellen Carven. Die ausgeprägten Camberzonen verleihen einem ein sehr stabiles Gefühl, wenn man voll in der Kurve liegt. Bei gemütlicher Fahrweise profitiert man vom Rocker zwischen den Bindungen, und es lässt sich verspielt bewegen. Tip und Tail sind jedoch eher steif, man spürt die Carbon-Verstärkungen gut, der Rocker in der Mitte biegt sich etwas leichter. Von den Carbon-Verstärkungen profitiert man, wenn man mit viel Speed unterwegs ist, es flattert praktisch nicht (bei 64 cm Stance überhaupt nicht, bei 58 cm ein wenig), ich hatte sogar das bessere Gefühl als mit dem Jones Mountain Twin.
    Nebenbei, die Base ist super schnell. Auf Wegen wo Skifahrer sich mit den Stöcken anstiessen und andere Snowboarder die Bindung schon lösten, konnte ich noch ohne Probleme vorbeigleiten. Die Base empfand ich auch als schneller und gleitfähiger als die, vom Burton Custom. Wobei ich nur nach Tag 1 (Factory Wax) und dann noch mal nach weiteren 4 Tagen das Board mit Toko Allround Wachs gewachst habe.


    Es ist ja bekannt, dass NS hochwertige Produkte herstellt. Das kann ich durchaus bestätigen. Die Base hat nach 9 Tagen Dauergebrauch noch keine Kratzer, obwohl sie einmal ein paar Eisblöcke abgekriegt hat und das Topsheet ist wirklich sehr robust. Beim Custom hatte ich nach den ersten Tag schon Kratzer im Topsheet von den ungeduldigen Leuten in der Liftschlange, nicht so das PT2. Natürlich habe ich auch aufgepasst wie ein Verrückter, und mehr nach hinten als vorne geschaut beim Anstehen. Dies hat meistens gut gewirkt, sodass ich nur wenige darauf hinweisen musste, das ich auf die Gehhilfe verzichten kann. Kaputt machen, möchte ich es nämlich schon selber.


    Zusammenfassung und subjektive Einschätzung:
    Carven: Top
    Speed: (für einen all mountain twin) Top: super schnelle Base, Carbon-Verstärkungen lassen die Nose nicht flattern.
    Kantenhalt: Sehr gut. Jedoch, wer nur Eis sieht, ist mit anderen Snowboards wohl besser bedient. Vielleicht könnte man noch mehr herausholen, wenn man die Kantenwinkel schärfer macht. Ich habe alle 3 Tage die Seitenkanten kurz nachgeschliffen, so fand ich den Grip ausreichend, ähnlich zum Mountain Twin, besser als das Custom.
    Switch: Perfekt. Mich hat das Snowboard definitiv in kurzer Zeit zu einem besseren Switch-Rider gemacht. Die Asymmetrie hilft.
    Powder: Konnte ich nicht testen, Bedingungen nicht gegeben.
    Kicker/ Pipe/ Pop: Parkjumps sowie Pipe habe ich nicht getestet, auf der Piste habe ich einige kleinere Sprünge probiert, jedoch bin ich da nicht der Experte, für mich war's gut genug und es kann sicher noch mehr.
    Jibs: Mache ich nicht.
    Flex: Wird als 5 angegeben, kann ich nicht wirklich beurteilen, resp. wird schon stimmen. Weicher in der Mitte, härter in Camber-Zonen. Fühlt sich durch die einfachere Biegung in der Mitte ein wenig weicher an als mein Custom. Torsional ist es auch ein wenig weicher als mein Custom.


    Fazit: Ich finde das Proto Type Two ist für den Allround-Fahrer (mit Tendenz zu Freestyle) eine gute Wahl. Für mich hinkt es dem Custom in keiner Weise hinterher, sondern es ist sogar noch vielseitiger einsetzbar. Ausser man möchte den Stance zurücksetzen, dafür hätte ich nach wie vor mein Custom verwendet. Ausschlaggebend für den Kauf waren für mich die Eigenschaften wie es sich super in beide Richtungen carven lässt, und die Stabilität bei hoher Geschwindigkeit für einen Twin. Die Jump-Fähigkeiten reize ich leider (noch) nicht aus, aber vielleicht investiere ich nächstes Jahr wieder mal in ein paar Stunden Privatunterricht, um dort auch ein bisschen besser zu werden. Nebenbei mag ich irgendwie Camber an Tip und Tail. Die Hybridcamber, die ich testete, empfand ich als zu kurz, was wohl einfach daran lag, dass ich es nicht gewohnt war. Als nächstes kaufe ich mir dann wohl etwas direktionales à la Yes Pick Your Line oder Optimistic mit mehr Auftrieb und gutem Kantenhalt in eher eisigen Bedingungen. Aber wenn es soweit ist, werde ich mich wieder an euch wenden.


    Noch ein Bild dazu: :)

    Einmal editiert, zuletzt von sEribaZ ()

  • Adidas Tactical ADV:
    Hier noch kurz ein kleiner Bericht zu den Boots, da diese immer wieder wegen Schmerzen auf der Fussoberseite für Diskussionsstoff sorgen:
    Ich habe sie nun ebenfalls seit 9 Tagen im Einsatz mit einer kurzen Pause zwischen Tag 1 und 2.
    Beim ersten Einsatz hatte ich starke Schmerzen, die ich bei der Anprobe im Shop nicht festgestellt hatte. Am Mittag des ersten Tages musste ich die Schnürung lockern. Gegen Abend war's kaum mehr auszuhalten in den Schuhen. Am zweiten Tag (1. Urlaubstag) bis zum fünften Tag, liess ich den Innenschuh sehr locker, und hab die Schnürung des Aussenschuhs auf der Fussoberfläche auch eher locker gelassen, einzig gegen oben hin habe ich fester angezogen. So hielten sich die Schmerzen in Grenzen und mein Fuss hat sich immer mehr an den Schuh gewöhnt. Ab Tag 6 habe ich dann immer fester zugeschnürt, aber lange noch nicht so fest, wie bei meinem alten Boot. Nun muss ich sagen, klappt es ganz gut. Ich habe noch leichte Druckstellen, aber es ist gut auszuhalten. Der Aussenschuh hat sich leicht verformt vom Ankle Strap und es hat jetzt zwei sichtbare Falten. Dieses Einbrechen ist wohl dafür verantwortlich, dass es nicht mehr so schmerzhaft ist.
    Ob ich die Boots noch mal kaufen würde, weiss ich nicht. Die kurze Aussenlänge und der Fersenhalt sind wirklich perfekt. Auch passt mir die Breite vorne ganz gut. Von der Response her ist es kein Vergleich zu meinen alten, viel zu weichen und ausgefahrenen Salomon Boots, da hat sich wirklich einiges getan. Der Komfort ist nicht perfekt. Ich hoffe Adidas arbeitet an dem Problem, denn dann wäre es ein absolut perfekter Schuh.

  • @BenSnow


    Vielen Dank, das freut mich natürlich wenn's gefällt.


    Genau, das Jones Mountain Twin bin ich auch kurz gefahren und zwar in 161w mit einer Union Ultra FC Bindung und Reference Stance (also mit leichtem Setback).
    Allerdings habe ich festgestellt, dass sich mein Eindruck vom PT2 seit dem Erstkontakt noch verändert hat, und deshalb die 2 Stunden auf dem Jones kaum ausreichen für ein abschliessendes "Leihenurteil".
    Trotzdem, hier ein kurzer Vergleich: Das Mountain Twin war das erste Board, welches ich beim Test gefahren bin. So, ist mir zunächst der Kantenhalt positiv aufgefallen, da ich vorher noch nie in Kontakt mit Magnetraction gekommen. Ich würde sagen, der Vario Power Grip Sidecut von NS und die mellow Mag vom Jones sind etwa auf Augenhöhe, vielleicht mit leichtem Vorteil für Jones, aber das mag auch an der unterschiedlichen Bauweise liegen. So dass die Kanten vom Jones schneller greifen während das PT2 teilweise noch kurz rutscht, bis es greift. Obwohl ich eigentlich im Allgemeinen nicht das Gefühl habe, dass das PT2 stark verwischt im harten Schnee.
    Ausschlaggebend für meinen Kauf vom PT2 war, dass ich es interessanter/ lebhafter zum Carven fand und es switch für mich besser funktionierte. Zusätzlich haben beide Snowboards eine super schnelle Base und lassen für ihre Art viel Speed zu.
    So würde ich sagen, beide Snowboards sind sehr gute und hochwertige Allrounder (nebenbei sind sie beide noch wunderschön :D ), wobei das Mountain Twin wohl seine Vorteile im Powder ausspielen kann und somit mehr Allmountain-Fähigkeiten hat und das PT2 eher beim Carven und Switch-fahren auftrumpfen kann.


    Auch dir weiterhin viel Spass mit deinem Jones Mountain Twin.

  • @sEribaZ


    Vielen Dank für den Vergleich.


    Ich weiß als Leihe ist das immer nicht so einfach Boards zu vergleichen besonders wenn man nur kurz drauf stand. Ich glaub ich muss auch mal ein paar andere Bretter ausprobieren.


    Ja die Base kommt mir auch super schnell vor. Hab auf langen Ziehwegen eigentlich alle überholt, sogar Skifahrer. Vielleicht lag es auch daran das ich immer fleißig wachse.


    Ja Mountain Twin soll besser im Powder sein. Hoffentlich kann ich das dieses Jahr noch ausprobieren. Vielleicht hab ich ja Glück und es gibt zufällig Neuschnee wenn ich nochmal in den Alpen bin.


    Viel Spass noch beim Snowboarden.

  • @BenSnow


    Gerne, ja das ist so. Für einen nächsten Test habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen weniger Snowboards auszuprobieren, dafür ein wenig genauer. Vor allem, wenn man nur trad. Camber gewohnt war, wie ich, braucht man schon ein wenig Zeit, bis man sich an die Vorteile und Nachteile verschiedener Shapes gewöhnt hat. Wobei es teils noch schwierig ist die gewünschten Boards auch in der entsprechenden Länge zu erhalten. Das Salomon Assassin hätte ich nämlich schon sehr gerne noch ausprobiert, in der Theorie hat es mir sehr gefallen. Aber das nächste Mal werde ich mit weniger Erwartungen anreisen. Schlussendlich muss ich aber auch zugeben, war kein Board darunter mit dem ich gar nicht zurecht kam. Das meiste Material ist schon sehr gut geworden. Ich bin sogar kurz ein Nitro Team Gullwing gefahren, da nichts von meiner Liste verfügbar war, und musste feststellen, dass ich auch damit ein paar Tage Spass haben könnte, vielleicht haut einem nichts sonderlich um, Spass machen kann's allemal.


    Dann hoffen wir mal auf noch ein wenig Neuschnee, viel Spass weiterhin.