Megalight 13/14 158

  • Habe in meinem Thread über die Kantenproblematik ja angekündigt, das gute Stück auch in den Testberichten zu verewigen. Habe mir dabei bewusst Zeit gelassen, da ich erst ein paar Erfahrungen mit dem Teil sammeln wollte.
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    Setup:
    Board: Nidecker Megalight 158 13/14
    Bindung: Salomon S2, später Ride Capo
    Boot: Stuf ?, später Northwave Decade 41 12/13
    Ich: 177cm / 65kg /
    Piste: Fellhorn/Kanzelwand


    Zu mir:
    Ich fahre seit ca 10 Jahren, bin aber in den letzten Jahren kaum dazu gekommen. Dieses Jahr will ich wieder mal richtig angreifen (für meine Verhältnisse). Ich denke, ich werde dieses Saison auf ca 30 Tage kommen.
    Einsatzgebiet war bisher überwiegend Piste, welche ich auch einigermaßen anständig runterkomme.
    Dieses Jahr will ich vor allem meine fahrerischen Fähigkeiten erweitern, auch wenn ich hier und da mal die anderen Spielarten angehe.
    Bin also kein Profi, auch kann ich nicht auf sehr viele Vergleiche mit anderen Boards zurückgreifen. Ich versuch einfach mal, meine bisherigen Erfahrungen mit dem Board zu schildern.


    Kaufüberlegungen:
    Wiegesagt, etwas zum Fahren sollte es sein. Manch einer wird wohl kritisch aufgehorcht haben, bei meinen physischen Angaben und der Boardlänge. Nunja, das 158er ist das kürzeste und ich wollte es einfach haben, schon seit Jahren liebäugle ich damit, jetzt musste es einfach her!
    Ich erwartete ein leichtes, hartes, aggressives Board mit allmöglichem Schnick-Schnack, welches auch eine gewisse Herausforderung darstellt.
    Ich greif schonmal etwas vor: Genau das hab ich auch bekommen.


    Das Board


    Ersteindruck:
    Schlichtes Design, schön leicht, auffällige Kante.


    Flex:
    Nidecker gibt ihn mit 8 an. Kommt meines Erachtens hin. Mein subjektives Gefühl, wenn ich drinstehe ist 6 - 8 -7. Hinten in der Torsion vor allem spürbar härter. Das mag aber wohl überwiegend an meiner Bindungseinsteinstellung bzw. am Setback lieben.


    Base:
    Es handelt sich hier um eine gesinterte 9000er. Die hervorragende Gleiteigenschaft deutet sich hier schon an, wenn man mit dem Finger in einer Bahn über den Graphit- und über den kleinflächig eingelassenen orangenen Belag des Schiftzuges (bei dem es sich wohl um einen durchschnittlichen Belag handelt) hinwegfährt: Da liegen Welten dazwischen.
    Und so verhält es sich dann auf der Piste:
    Meinem subjektiven Eindruck nach ist sie sehr schnell! Objektivieren lässt es sich vielleicht ein wenig auf Ziehwegen, bei geringer Ausgangsgeschwindigkeit und sehr wenig Gefälle: Während den meisten anderen um mich herum oft der Stillstand drohte, schien mein Board aus dem Nichts heraus zu beschleunigen.


    Profile:
    Die Vorjahresmodelle waren anscheinend noch reine Camber, dieses hier ist eine Hybrid-Variante, welche Nidecker als Camrock bezeichnet. Zwischen den Bindungen haben sie den Camber verbaut, welcher ein wenig höher hätte ausfallen können und hinter den Bindungen jeweils den Rocker. Ich lass am besten mal ein paar Bilder sprechen:
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    Durch die beiden Rocker ergibt sich eine relativ kurze Kontaktlänge von 1120mm, sodass sich das Board für mich soo lang gar nicht anfühlt. Gegenüber den reinen Camber-Varianten mag diese Version vielleicht ein wenig an Härte in den Turns eingebüst haben, doch für mich überwiegen ganz klar die Vorteile:
    Im Powder verschafft einem das natürlich mehr Auftrieb. Auf der Piste vermittelte es mir ein gewisses Catchfree-Feeling: Während ich bei meinen früheren konventionellen Camber-Brettern beim Kantenwechsel oft die Angst hatte zu verkanten, verzeiht das Megalight hier einiges. So fällt der Kantenwechsel nun komfortabler aus, ohne Sorge, bei längerem Flachlegen des Brettes zwischen den Turns unsanft überrascht zu werden. Die damit einhergehende Gelassenheit wird durch die enorme Beschleunigung dann aber auch recht schnell vertrieben :D.
    Doch nicht nur zwischen den Turns bockt der Rocker, auch beim Carven selbst ist er eine Bereicherung:
    Während der Camber gut dagegenhält, offenbart das Brett durch die lange und aufgebogene Nose eine Wendigkeit, die man dem doch eher etwas behäbigem Brett zunächst gar nicht zugetraut hätte! Da sind schöne cross-under-Turns möglich, welche ich mit meinen vorigen Boards so nie hinbekommen habe! So lässt sich auch bei zügiger Fahrt und beherztem Carving die Geschwindigkeit gut regulieren.
    An dieser Stelle muss ich aber kurz auf das Setup verweisen: Die ersten Tage bin ich mit meiner uralten Bindung und ebenso alten Boots gefahren, ausgelatsches Anfängermaterial also mit geringer Flexrate. Dass ich damit Perlen vor die Säue werfe, war mir recht schnell klar. Also hab ich mir die Capo und den Decade besorgt. Mittelhoher Flex jeweils, weicher darf´s bei dem Board aus meiner Sicht auch definitiv nicht sein! Vor allem die Heel-Toe Response sollte sehr direkt sein, da das Board auf jeden mm Torsion beim Carven sofort reagiert! Die Capo passt von der Farbe her natürlich erstmal perfekt, die schwarze sowie die orangene. Das Aluchassi sieht geil aus und garantiert eine super Kraftübertragung. Auf dieses Board kommt mir kein Plastik mehr! Dass das Footbed ein wenig weicher daherkommt, ist glaub nicht weiter tragisch, sondern sorgt eher für ein wenig mehr Komfort in diesem doch eher härteren Setup. Die El Hefe wäre mit ihren 2 zusätzlich wählbaren und härteren Footbeds natürlich spitze, rechtfertigt für mich in diesem Fall jedoch nicht die enormen Mehrkosten und die Einbußen beim Design, welche das bunte Ding mit sich bringen würde.
    Was den Rocker bezüglich des Powders betrifft: Das Fellhorn ist momentan ja so ziemlich die einzige Adresse im Allgäu, wo man einigermaßen fahren kann. Leider überwiegend auf Kunstschnee. Zum Powdern bin ich kaum gekommen, nur ein kleines Stückchen neben der Funslope, wo sich ein wenig Tiefschnee angesammelt hat: Bin in diesem Terrain bisher leider recht unerfahren aber mein Empfinden mit dem Megalight dieser war: So fordernd das Board auf der Piste manchmal sein mag, so gediegen kam ich damit durch den Tiefschnee-Abschnitt. In den meisten Reviews wird das ja auch als die Paradedisziplin des Boards beschrieben. Ich halte die Augen offen nach Gelegenheiten.


    Shape
    Ganz klar directional mit einem moderaten Setback. Switch fahren bereitet mir noch so einige Probleme. Im Grunde nicht so tragisch, wenn man denn nicht auch gern mal einen 180er einbaut.


    Kante
    Nidecker nennt das Ultimate-Grip. Die Kante erinnert am ehesten an eine Kettensäge, auch hierzu zwei Bilder:
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    Wie auch beim Profile gilt hier: Sauberes Carven wird belohnt! In sehr harten bzw. eisigen Untergrund schneidet sich auch diese Kante nicht, ansonsten ist das schon ne feine Sache. Vor allem bei diesem leicht angefrorenen Kunstschnee, wie wir ihn in den nähergelegenen Skigebieten momentan überwiegend vorfinden, zieh ich einigermaßen saubere Schwünge, wo die meisten anderen schon am Driften sind. Ob das nun an der Kante, am Brett generell oder meinem Fahrstil liegt, kann ich schwer beurteilen. Ich denke aber schon, dass die Kante da ihren Teil dazu beiträgt.
    Nicht unerwähnt lassen sollte man da natürlich die Exklusivität dieses Tunings:
    Mit speziell dieser Kante seid ihr wohl so ziemlich die einzigen am Berg. Ähnlich selten fallen damit aber auch die Servicestellen aus, die damit etwas anfangen können und selbst basteln erscheint mir jetzt auch nicht empfehlenswert zu sein. Ich werde damit bald mal nach Gaildorf in den Service gehen, welcher mir hier im Forum empfohlen wurde und werde dann diesen Beitrag hier updaten. Das Problem ist ja wohl nicht, ob man die Kante generell schleifen kann, sondern inwieweit es möglich ist, das ultimate-grip-Profil zu erhalten.


    Design
    Kommt auf den ersten Blick schlicht daher. Bei näherem Betrachten jedoch fallen viele Nette Details auf: Recht augenscheinlich ist noch das Carbon an den Seiten. An der Nose und am Tail befindet sich jedoch anders als auf den Bildern im Internet KEIN durchscheinendes Carbon.
    An der Nose scheint ein wenig Glasfaser durch, ansonsten befinden sich mehrere Einprägungen in verschiedenen schwarz/grau-Tönen auf dem Board, dessen Erscheinungsbild mit dem Lichteinfall variiert. Hinter der hinteren Bindung wurde noch eine metallene Marken-Plakette angebracht.
    Das alles mündet in edler Schlichtheit, einem gewissen Understatement doch gleichermaßen in einem Hinweis auf die High-Tech-Bauweise. Mir gefällt´s ganz gut.
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    Fahrverhalten


    Pop
    Es hat nicht den Anschein, dass bei der Konzeption des Boards darauf groß Wert gelegt wurde. Der recht harte Camber, welcher an der Bindung endet und der Rocker in der Nose sorgen dafür, dass man damit keine allzu großen Sätze aus dem Stand vollführt.


    Drehfreudigkeit
    Herausfordernd. Wenn hier nicht technisch sauber gearbeitet und die Konzentration auf ein gewisses Mindestmaß gehalten wird, kann einen das ganz schön frusten. Nichts für einen Gelegenheitsfahrer, der pro Saison nur 2 bis 3 Wochenenden auf den Berg geht.
    Wer jedoch eine gewisse Disziplin an den Tag legt, wird wie oben beschrieben durch eine unverhoffte Wendigkeit belohnt.


    Geschwindigkeit
    Eine Macht auf der Piste! Außerordentlich aggressive Beschleunigung! Das macht Spaß, verlangt einem mit der Zeit aber auch einiges ab.


    Traktion/Stabilität
    Ein Flattern konnte ich auch bei sehr hohen Geschwindigkeiten nie ausmachen. Nidecker führt das auf den großzügigen Carboneinsatz zurück.
    Im Bereich von 45 km/h läuft alles noch sehr rund. Ab 55 km/h aufwärts hab ich gut zu kämpfen: Der harte Flex in Kombination mit meinem niedrigen Gewicht (und die derzeit schlechte Pistensituation) lassen in mir den Verdacht aufkommen, dass ich an Traktion verliere und das Tempo besser mal etwas drosseln sollte. Ich bin gespannt, wie sich das Board verhält, wenn ich mal wieder auf richtig anständigen Hängen fahre.


    Freestyle
    Dafür kauft man sich das Teil ja nicht. Unterdurchschnittlicher Pop wie oben beschrieben. Beim Springen und Landen selbst fällt es mir weder als besonders gut oder schlecht auf. Für große Spins ist das Brett (mir) wahrscheinlich zu lang. Presses bekomm ich damit nicht hin, an Buttern ist nichtmal zu denken (mag aber auch an meinem Unvermögen hierfür liegen). Für Rail´s und Boxen ist es mir zu schade und sowieso auch ungeeignet.
    Ab und zu mal nen Kicker, einen Hubbel mitnehmen und bestenfalls noch einen 180er einbauen, mehr verlang ich da grad nicht und des bekomm ich mit dem Megalight auch noch hin.


    Gesamteindruck
    Mit einem Satz: Hart aber fair ("Freude am Fahren" ist ja leider schon belegt). Ich wollte ein Board, an dem ich fahrerisch wachsen kann und das kann ich mit dem Teil definitiv! Das Board ist sehr direkt, unter gewissen Voraussetzungen erst drehfreudig und äußerst aggressiv. Bei guter Form sorgt es mehr als alle anderen meiner bisherigen Bretter für Euphorie, gilt aber auch im umgekehrten Fall bei schlechter Form und dem daraus folgenden Frust. So ein Brett kauft man sich wohl, wenn man auch gewisse Ambitionen hat. Es schreit förmlich nach einer intensiven Fahrweise, dementsprechend zerstört fühl ich mich derzeit auch am Tag drauf. Drum werde ich mir vom Physio meines Vertrauens (also von mir :D) ein maßgeschneidertes, funktionelles Trainingsprogramm zusammenstellen lassen, um meine physischen Ressourcen zu erweitern, welche das Megalight grad jeden Samstag so zuverlässig ausreizt.
    Rein fahrerisch ist man mit dem Megalight sehr flexibel, ein Allrounder in Bezug auf alle weiteren Disziplinen ist es jedoch nicht, das sollte einem auch klar sein.
    Drum werde ich mir kommende Saison auch ein spaßorientiertes Zweitboard zulegen, ich liebäugle grad mit dem Bataleon funkink, welches da wohl einen recht krassen Kontrast darstellt.


    Preis/Verfügbarkeit
    Hab lange gesucht und in Deutschland kaum Shops gefunden, die das Board verkaufen und wenn dann nur für 600-700€. Es gibt allerdings einen schweizer Shop, der relativ exklusiv alle Nidecker-Baords vertreibt:
    https://www.fluidity.ch/de/sho…cles/query/megalight.html
    Die reduzieren auch ganz gut, da ist das Brett dann auch gar nicht mehr soo teuer. Jedoch kommt auf den angezeigten Preis ja noch Zoll drauf.