Hallo,
nachdem ich jetzt mehrere Jahre mein Jones Hovercraft 164 gefahren bin und inzwischen auch einige Tage mein Jones Storm Chaser 157 möchte ich euch meine Erkenntnisse mitteilen:
Kurzform vorab: würde ich mit dem heutigen Wissen EIN Powderbrett kaufen müssen, würde ich mir entweder das 2020er Hovercraft holen (die Base Optik passt wieder) oder etwas ähnliches probieren (Powfinder Morris). Wichtig wäre mir eine gewisse Weichheit in der Nase und nicht ZU spitz zulaufende Tail-Enden.
Hier ein kurzes Video in richtig richtig tiefem Schnee mit beiden Brettern (Storm im ersten Stab und Pov Teil, Hover im 2. Stab Teil):
Langform:
Unter welchen Bedingungen habe ich die Boards genutzt?
- das Storm habe ich in allen Pow Arten genutzt, von ultra snorkle deep bis 20 über altem härterem Schnee
- das Hover habe ich in allen erdenklichen Bedingungen genutzt - auch viel Piste
Wann nehme ich welches Board?
- das Hover nehme ich immer wenn ich denke ich werde heute Pow fahren, dabei spielt es keine Rolle, ob ich dafür aufsteigen muss, viel über harten Schnee traversieren muss oder ob ich einfach direkt vom Lift vollgas irgend nen Hang runter ballere
- das Storm nehme ich wenn ich extrem tiefen, hauptsächlich unverspurten Pow erwarte bzw. unter der Powauflage weichen Untergrund erwarte
Wo ist der Hauptunterschied zw. den Brettern für mich?
- der Sidecut vom Storm ist kleiner und lässt daher etwas schnellere Kurven zu
- der Sidecut vom Storm und die größere Länge lassen größere und kraftvollere Kurvenauf freien Hängen zu
- die Nase vom Storm ist sehr Pointy, man merkt das beim leichten Anstoßen an Gegenständen (Bäumen, Liftinfrastruktur) und muss etwas vorsichtiger damit umgehen
- die Pointy Nose führt zu einem anderen Auftriebsverhalten, eher wie ein Speedboot, bei verspurtem Gelände braucht die Storm Nose länger um auf kreuzende Tracks zu reagieren, weil sie initial nur mit der Spitze auf den Track reagiert, bis die ganze Nose wieder in frischem Schnee ist, ist aber schon das halbe Board in der kreuzenden Spur gefangen, das Feedback von Spuren ist sozusagen größer (schlechter) als beim Hover
- das extremere Tail des Storm spürt man beim Fahren wenig, lediglich beim engen Navigieren in Waldstücken, wenn man z.B. mal paar Meter rückwärts unterwegs ist oder beim Rückwärtsfahren auf der Piste merkt man es - dazu ist es nicht geeignet weil es recht hart ist
- das Storm ist härter, sowohl in Tail als auch in der Nose und ist komplett gerockert -> das führt in nicht optimalen Bedingungen zu einem sehr bockigem Verhalten (achtet mal den Videos im Netz darauf wie die Fahrer immer "rumhoppeln"), Übergänge in mittelmäßigem Schnee oder gar auf harten Schnee sind SEHR gewöhnungsbedürftig
- das Hover bietet in allen Bedingungen wahnsinnge Stabilität (Stichwort: Camber)
- Springen im Gelände macht mit dem Hover mehr Spaß (mehr Tail und mehr Nose und mehr Brett zum landen, in Summe weniger zickig beim Landen)
Versteht mich nicht falsch, in den richtigen Bedingungen macht das Storm sehr viel Spaß - aber auch nicht wirklich mehr als das Hover. Dafür kann das Storm in den nicht perfekten Bedingungen nicht die Vorteile eines "Do it All" Pow Boards ausspielen. Durch das auch beim Hover vorhandene und kurze Tail kann man (gerade im Pow) auch damit sehr leicht surfige und kurze Turns fahren. Auch im Wald ist mir egal ob ich Storm oder Hover fahre - das Hover verliert hier nicht an Agilität - nur wenn der Wald nicht unendlich weichen Pow hat würde ich ungern auf das zickigere Storm wechseln wollen.
Den großen Vorteil den das Storm in den Specs bietet (noch agiler, mittlerer Sidecut) kann man leider selten ausspielen, da es aus meiner Sicht in mittelgutem Pow nicht soo viel Spaß macht/schwieriger zu fahren ist und da wo es Spaß macht (richtig tiefer Pow) kann man es selten ausfahren -> denn bei richtig tiefem Pow kann man weniger kurvig fahren, muss mehr laufen lassen um durchzukommen, weil man meist in richtig Tiefem Pow nicht in die richtig steilen Gebiete geht (wo man wieder kurviger fahren könnte, weil die Steilheit wieder mehr kurven zulässt).
Auch wenn man mit solchen Boards am Anfang selten rückwärts fährt, das Storm ist rückwärts schrecklich (man hat ständig das Gefühl das Board will sich aufspießen), egal ob Piste oder Pow - durch die weiche und große Nose sind Nose Butter im Pow mit dem Hover und sogar längeres Rückwärtsfahren mit dem Hover spaßig.
Fazit: wenn Ihr auf der Suche nach EINEM Pow Board seid, verabschiedet euch vom Hype und kauft zuverlässige Pow Boards mit Camberanteil, einer großen (nicht zu harten) Nose und nicht ZU verrückten Taildesigns - bedenkt bei meiner Zusammenfassung bitte, dass ich meistens viele Tage in Folge Freeride - also nicht nur "den einen Pow Tag" mitnehmen und auch am 4. Tag noch Kraft haben will vollgas Hänge runterzuballern. Daher hier die etwas schlechtere Einschätzung zum Storm, weil es einfach langfristig weniger optimal funktioniert und anstrengender zu fahren ist sobalds schwierig wird.
Ich hoffe es hilft dem einen oder anderen camberlosen short & fatty Boards zu widerstehen
weitere Video Beispiele:
- verspielte Turns mit Hover am Anfang, große Turns mit vollem Gewicht in der Mitte:
- mittlere bis große Turns mit dem Storm auf nicht idealem Schnee (achtet auf das Hoppeln, es ist zu wenig Kante/Brett da), verspieltere/tracked Turns Mitte-Ende (war mein erster Tag mit dem Storm)