Backcounty Safety:
Es gibt glaube ich nichts schöneres für jeden Rider, sich frischen Schnee abseits der gesicherten Pisten ins Gesicht slashen zu lassen.
Doch Fakt ist, wer abseits fährt bringt sich und andere in Gefahr.
Da ich immer wieder in einigen Foren, lesen muss wie Ahnungslos manche ins Backcounty ziehen, will ich hier mal ein paar Worte unter anderem zur
Ausrüstung, Gefährung und Lawinenkunde loswerden.
ACHTUNG: Dies ist kein SAAC Camp und auch kein Handbuch eines Lawinenexpertens!
Solltet ihr diesen bericht gelesen haben, seit ihr noch LANGE nicht reif fürs Backcountry.
Ich berichte hier lediglich von meinen Erfahrungen, welche ich mir unter anderem durch die Teilnahme aller SAAC Camps angeeignet habe.
Dieser Bericht ersetzt in keinerlei die Teilnahme an einem SAAC Camp oder ähnlicher Weiterbildung.
Auch die Bücher ersetzen kein theoretisches Training der SAAC Camp führer und erst recht nicht die Praxis!
Ausrüstung:
Folgende drei Dinge müssen auf eurer Checkliste abgehakt sein, bevor ihr überhaupt ans Freeriden denkt:
- Schaufel
- Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS/Pieps)
- Lawinensonde
(4. Lawinen Rucksack mit Airbag System)
Punkte 1-3 müsst ihr dabei haben!
Lawinenrucksäcke sind teuer und allemal nicht erschwinglich-daher noch eingeklammert.
Fakt ist aber, dass Airbag Systeme wie ABS oder Snowpulse aktiv daran helfen, den Körper und somit gerade den Kopf an der Oberfläche zu halten und eine visuelle Ortung der verschütteten Person erleichtern.
LVS-Geräte sind teuer und viele Leute fragen sich, ob es nicht auch nur mit Sonde und Schaufel geht-NEIN tut es nicht!
Eine Sonde dient lediglich der punktgenauen Ortung. Sie bringt nichts, wenn ich ein grösseres Areal durchsuchen muss.
Sollte dann ein LVS-Gerät gekauft werden, wird auch häufig zum falschen Gerät gegriffen.
Es gibt viele Billiggeräte für 200€ mit einer Antenne. Diese funktionieren zwar, wenn ich gefunden werden möchte.
Sollte ich aber als Suchender mit so einem Gerät losziehen und von einer weiteren Lawine verschüttet werden, wird sich dieses Gerät nicht wieder in den Sende-Modus umschalten, sodass ich nicht geortet werden kann.
Viel schlimmer noch: Bin ich in einer grossen Gruppe unterwegs und muss mehrere Personen lokalisieren, führt mich das gerät immer nach dem stärksten Signal.
Soll heißen, liegen die Opfer um mich verteilt, zeigt das Gerät garnichts mehr an, bzw. führt mich andauert in eine andere Richtung.
Daher rate ich immer, lieber 500€ auszugeben, anstatt mit dem Gefühl zu leben, dass der Tod meines Freundes mit einem anderen Gerät hätte vermieden werden können.
Bei Sonde und Schaufel kann man nicht viel Falsch machen.
Einfach darauf achten, dass die Sachen stabil und einfach zu Händeln sind.
Von Plastik Schaufeln rate ich ab- Schnee in einer Lawine setzt sich sehr schnell und wird hart wie Beton. Zudem können Plastikteile bei Kälte spröde werden und brechen.
Es gibt Sonden ( von Pieps zb.) die über ein eigenes Ortungssystem verfügen, zur genaueren Ortung- sie sind Empfehlenswert, ersetzen aber auch kein LVS!
Recco:
Viele Hersteller nähen diese Reflektoren in ihre Kleidung ein, was leider zu einem grossen Missverständnis führt.
Denn einige Leute glauben, allein mit einer Recco ausgestatteten Hose auf der Sicheren Seite zu sein, was absoluter Nonsens ist!
Wie schon gesagt sind diese eingearbeiteten Teile nur Reflektoren.
LVS Geräte können diese aufgrund der unterschiedlichen Funktionsweise nicht.
Lediglich Bergwachten/Liftbetreiber sind mit Recco Radargeräten ausgestattet.
Diese senden einen Radarimpuls aus, welcher vom Reflektor reflektiert wird.
Da es ein lange Zeit, manchmal sogar Tage/Wochen (je nach Gebiet, Witterung und Exponiertheit des Hanges), dauern kann bis die Bergwacht mit dem Helikopter eintrifft, ist Recco als erstes Lawinenverschütteten-Ortungssystem absolut nicht empfehlenswert.
Es ermöglicht lediglich eine schnelle Leichenbergung und die Möglichkeit den Sarg bei der Bestattung des Opfers nicht leer zu verbuddeln.
Bei längeren Touren empfehle ich zudem Duck-Tape und eine Signalpfeife.
Mit Ducktape lassen sich zB. Risse in der Kleidung gut dauerhaft und mit etwas Fingerspitzen gefühlt, die Bindung reparieren lassen.
Signalpfeifen kosten 3€ und können im extrem fall leben Retten.
Vor dem Ride:
Vor jeder Tour sollte zudem der Wetterbericht und die Lawinensituation gecheckt werden.
Das heisst nicht nur einmal kurz aufs iPhone zu schauen, sondern einen detailierten Wetterbericht für den heutigen Tag und die Tage davor zu werfen ( mindestens 7 Tage).
Vorallem Wind, Temperatur und Niederschlagsmenge sind zu berücksichtigen.
Desweiteren müsst ihr auch den Hang selber beachten.
Auf südlich geneigten Hängen ist es im Durchschnitt immer 4°c wärmer.
Grundsätzlich sollte man nicht losgehen, wenn Temperaturschwankungen angesagt sind, dh. wenn die Temperaturen von dem Plus- in den Minus-Bereich und umgekehrt wechseln(sowohl Tagsüber als auch in den vorherigen Tagen).
Des weiteren solltet ihr sichergehen, dass ihr euch verständigen könnt( zu vernachlässigen, wenn man mit Freunden unterwegs ist).
Handy ist in jedem fall Pflicht, andere Funkgeräte sind besonders bei unübersichtlichen Hängen ein sinnvolles Plus.
Schneeprofile sind zwar alles andere als genau und treffen Häufig nicht auf den geplanten Hang zu, sind aber sehr nützlich, da zB. Eisschichten einen groben Verlauf des Winters anzeigen.
Wenn es passiert ist:
Im Internet gibt es zahlreiche Videos zum anschauen, wie ihr euch bei einem Lawinen Abgang verhalten sollt. Mammut bietet sogar Online Apps an in der Rettung und vorgehen, aber auch eine Packliste für euren Rucksack erstellen bzw. zeigen lassen.
Ansonsten gilt:
Da ihr niemals nur zu zweit oder alleine unterwegs sein solltet, bleibt bei Gefahr durch nachrutschenden Schnee immer eine Person außerhalb des Gefahrenbereiches.
Ist der Verschüttete lokalisiert und es befinden sich keine weiteren Personen im Schnee, helfen ALLE diese auszugraben.( Tipp: das loch sollte immer so breit und lang sein, wie es tief ist-die Tiefe könnt ihr an der Sonde ablesen)
Ist die Person geborgen, geht die Hälfte der verbleibenden Personen los um Hilfe zu holen-die anderen üben erste Hilfe aus.
Dabei ist es für euch selber Wichtig, eure LVS Geräte so schnell wie möglich wieder in den Sende Modus zu schalten-viele tuen dies mittlerweile Automatisch.
SAAC-Camps:
In SAAC Camps lernt ihr fast alles was ihr zum Freeriden braucht.
Es gibt einen Vortrag/Fragerunde (3-4 stunden ja nach Camp), ihr lernt mit dem LVS geraten am Hang.
Weitere Punkte sind die Schneedeckenanalyse, Gefahrenlehre und Gefahren erkennen und natürlich etwas Riden.
Grundsätzliche Empfehlungen meinerseits:
Bei folgenden Bedingungen solltet ihr folgendes tun und das auch nur wenn ihr die nötige Ausrüstung habt:
1. auf der Piste bleiben: ertser Tag im unbekannten Skigebiet, nach starken Schneefällen oder
bei Lawinenwarnstufe 5
2. Pisten verlassen, aber nicht außerhalb der Sichtweite: 2 Tag im Skigebiet, nach starken
Schneefällen oder bei LWS 4
3. Piste außer Augen lassen: 3-4 Tag je nach Bedingungen und Können wenn LWS bei
Skigebiet verlassen: 5 Tag und dann auch nur mit erfahrenem Führer
Zudem sollte immer jemand wissen wo ihr seit, damit dieser die Bergwacht alarmieren kann wenn ihr nicht wiederkommt.
Wissenswertes:
-SAAC Camps sind Pflicht!!!
-Wälder sind keinesfalls sicherer als offene Hänge.
-Niemals mit mehreren Personen gleichzeitig in den Hang fahren
-auch beim Aufstiieg mit Tourenski abstand halten (min 30m)
-Bergführer sind immer zu empfehlen
-Bergführer sind oftmals gefährdeter als Hobby Skifahrer/Rider.
Sie vertrauen oft zu sehr in ihre eigenen Fähigkeiten und begeben sich oftmals alleine
in extrem exponierte Gegenden.
-Die Schneemenge ist nicht notwendig entscheidend bei der Lawinenbildung.
Ich habe auch schon einen Skifahrer bei 30cm abbruchtiefe verschwinden sehen!
Buchtips:
-Lawine.-Die 10 entschiedenen Gefahrenmuster erkennen (ISBN-978-3-7022-3086-9)
-3x3 Lawinen- Risikomanagement im Whttps://www.snowboarden.de/shop/ (ISBN-978-3-00-010520-3)
Der Gottvater der Lawinenkunde Werner Munter ist seit 1971 Bergführer und der
internationale Experte in Sachen Lawinenforschung.
Hier erklärt er alles Theoretische was ihr wissen müsst.
(Achtet auf die Ausgabe 4. -sie wurde nach neusten Erkenntnissen des Schweizers geschrieben und ist auf dem allerneusten Stand der Forschung!)
-PowderGuigde-Die Besten Freeridegebiete in den Alpen (ISBN- 978-3-936740-72-1)
Es geht zwar nicht um Lawinen, allerdings werden in diesem buch die Besten Runs, in zahlreichenSkigebieten detailliert Beschrieben und auf nötige Ausrüstung und Gefahren hingewiesen.
Ich hoffe, euch hat dieser „kleine“ Bericht gefallen und ich habe es geschafft, die Lust zur Teilnahme an einem Camp und zur freiwilligen Weiterbildung in euch zu wecken.
Ride safe und habt Spaß im Schnee.
ACHTUNG: Dies ist kein SAAC Camp und auch kein Handbuch eines Lawinenexpertens!
Solltet ihr diesen bericht gelesen haben, seit ihr noch LANGE nicht reif fürs Backcountry.
Ich berichte hier lediglich von meinen Erfahrungen, welche ich mir unter anderem durch die Teilnahme aller SAAC Camps angeeignet habe.
Dieser Bericht ersetzt in keinerlei die Teilnahme an einem SAAC Camp oder ähnlicher Weiterbildung.
Auch die Bücher ersetzen kein theoretisches Training der SAAC Camp führer und erst recht nicht die Praxis!
!!!!!! Aus aktuellem Anlass: !!!!!!!
Am Dienstag des 7.2.2012 ging im Sulztal in den Ötztaler Alpen eine Lawine ab und verschüttete den Vater meines Freundes, welcher gerade Wandern war.
Trotz 2 Rettungshunden,3 Helikoptern und 30 Helfern konnte er leider nur noch tot geborgen werden.
Hier ein Bericht: http://diepresse.com/home/pano…nderer-im-Tiroler-Oetztal
Zum Zeitpunkt des Unglücks wurde die Lawinengefahr nicht als gross eingestuft und der Wanderweg war offiziell freigegeben.
Dieses Unglück zeigt, wie schnell man in gefährliche Situationen gelangen kann.
Ich bitte euch daher nun auch aus persönlichem Annas da draußen aufzupassen.
Gruß, Nico
Folgende Aspekte wurden von mir nocheinmal überarbeitet:
Aus aktuellem Anlass.